Das zweite Gebot

Nicht nur wer den Namen Gottes lästert, schon wer ihn "missbraucht", wird bestraft: So fordert es der Bibel zufolge Gott selbst in den "Zehn Geboten", die er Mose auf dem Berg Sinai mitteilte. Allerdings ist die Strafausübung nicht Sache des Menschen, sondern liegt in Gottes Hand; er "wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht". Dieser Verweis auf das Jüngste Gericht schiebt einer menschlich-juristischen Ahndung von Gotteslästerungen einen Riegel vor.

"Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen." (2. Mose 20, 7)

Gier und Sünde

Worin genau besteht Gotteslästerung, fragen sich die Menschen in biblischen Zeiten. Und geben unterschiedliche Antworten. Aus Vorsatz zu sündigen zum Beispiel käme der Lästerung Gottes gleich. Als Strafe hierfür sieht das mosaische Gesetz die "Ausrottung" vor - was dem zweiten Gebot widerspricht. Aber auch jene Mentalität, die sich heute durch den Slogan "Geiz ist geil" breit macht, zählt dazu: "Der Habgierige sagt dem Herrn ab und lästert ihn!"

"Wenn aber ein Einzelner aus Vorsatz frevelt, es sei ein Einheimischer oder Fremdling, so hat der den Herrn geschmäht. Er soll ausgerottet werden aus seinem Volk." (4. Mose 15, 30, Psalm 10, 3)

Üble Nachrede

Israels König Ahab (869-850 v. Chr.) wollte es sich leicht machen: Gleich hinter seinem Palast wollte er sich einen Kohlgarten anlegen. Das Land gehörte dem Winzer Nabot; doch der schlug das königliche Kaufangebot ab, das Erbland wollte er behalten. Ahab war so stinksauer auf den störrischen Untertan, dass sich seine Frau Isebel einschaltete. Sie intrigierte gegen Nabot und sorgte dafür, dass er vom Volk wegen Gottes- und Königslästerung gesteinigt wurde. Als Ahab den fremden Weinberg in Besitz nehmen wollte, richtete ihm der Prophet Elia die Strafe Gottes aus: Er selbst, seine Söhne und seine Frau Isebel sollen grausam sterben.

"Stellt ihm zwei ruchlose Männer gegenüber, die da zeugen und sprechen: Du hast Gott und den König gelästert!" (1. Könige 21)

Dossier

Basiswissen Christentum

Das Christentum ist die größte Religionsgemeinschaft der Welt. Rund 2,3 Milliarden Menschen bekennen sich zu Jesus Christus. Aber woran glauben Christen genau? Welche Bedeutung haben Feste und Feiertage wie Weihnachten, Ostern, Himmelfahrt und Pfingsten? Und was steckt hinter dem Vaterunser oder der Begrpredigt? Lesen Sie es nach in unserem Dossier!

Die Lästerung des Heiligen Geistes

Der weitreichendste Vorwurf, den die jüdischen Schriftgelehrten gegen Jesus vorbrachten, lautete: Er treibe Geister aus im Namen Beelzebuls, also des obersten satanischen Helfers. Zunächst reagiert Jesus bemerkenswert ruhig und erklärt geduldig, er habe im Namen Gottes böse Geister vertrieben. Dann aber werden seine Worte schärfer. Er wirft seinen Kritikern vor, sie hätten mit ihren Vorwürfen nicht nur ihn beleidigt, sondern dem Heiligen Geist gelästert. Und dafür gäbe es keine Entschuldigung und keine Gnade in Ewigkeit.

"Alle Sünden werden den Menschenkindern vergeben, auch die Lästerung, wie viel sie auch lästern mögen; wer aber den Heiligen Geist lästert, der hat keine Vergebung in Ewigkeit, sondern ist ewiger Sünde schuldig." (Markus 3, 28)

Lästerte Jesus Gott?

Jesus stört. So meinten jedenfalls die Jerusalemer Autoritäten. Sie wollten ihn "zu Tode bringen" - aber mit einem rechtlich einwandfreien Prozess. Zeugenaussagen gegen ihn widersprachen sich oder klangen hanebüchen. Zum Beispiel die, dass dieser mittellose Wanderprediger aus dem ländlichen Nazareth binnen drei Tagen den Tempel abreißen wolle. Die Richter des Jerusalemer "Hohen Rates" waren ratlos, denn sie "fanden nichts". Etwas hilflos fragte schließlich der vorsitzende Richter den Angeklagten, was er den zu den Vorwürfen zu sagen habe und ob er Christus, "der Sohn des Hochgelobten" sei. "Ich bin es; und ihr werdet sehen den Menschensohn sitzen zur Rechten der Kraft und kommen mit den Wolken des Himmels", antwortet Jesus. Damit sind für den Hohen Rat die Anklage und das Urteil klar: Todesstrafe wegen Gotteslästerung.

"Was bedürfen wir weiterer Zeugen? Ihr habt die Gotteslästerung gehört." (Markus 14, 53)

Stephanus, der erste Märtyrer

"Ihr Halsstarrigen mit verstockten Herzen und tauben Ohren!" Der urchristliche Diakon Stephanus las dem Judentum seiner Zeit gehörig die Leviten. Sein Vorwurf: Die Juden hätten das Gesetz empfangen, es aber nicht gehalten. Als er dann noch entrückt gen Himmel blickte, wurde es den Kritisierten zu viel: Sie trieben Stephanus aus der Stadt und steinigten ihn. Am Beginn ihrer Denunziation stand der Vorwurf, Stephanus habe "gegen Mose und gegen Gott" gelästert. Im grausamen Tod verlor Stephanus seinen Glauben nicht - und wurde damit zum vorbildhaften Märtyrer für die Christenheit.

"Wir haben ihn Lästerworte reden hören gegen Mose und gegen Gott." (Apostelgeschichte 6, 8)

Dem Nichtigen verfallen

Der Apostel Paulus, Denker des frühen Christentums, beklagt das gotteslästerliche Tun der Heiden. Obwohl sie von Gott wissen, sind die "dem Nichtigen verfallen", erklärt er. Besonders kritisiert er, dass sie sich Bilder von Gott gemacht hatten, also "die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes vertauscht haben mit einem Bild gleich dem eines vergänglichen Menschen und der Vögel und der vierfüßigen und der kriechenden Tiere". Dies sei Götzenglaube und in letzter Konsequenz Gotteslästerung. Doch Paulus geht es nicht um Strafe, sondern um Erklärung. Geduldig predigt er immer wieder neu das Evangelium, in der Hoffnung, die Heiden mögen ihre selbstgemachten Gottesbilder vernichten und dem wahren Gott glauben.

"… sie, die Gottes Wahrheit in Lüge verkehrt und das Geschöpf verehrt und ihm gedient haben statt dem Schöpfer." (Römer 1, 18-32)

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