An die Verschleppung der Frauen in das Konzentrationslager Dachau vor 75 Jahren erinnert die Versöhnungskirche in Dachau mit einem Gedenkgottesdienst am Sonntag, 15. Oktober 2017. Bis zur Befreiung im Jahr 1945 lebten mehr als 8.000 Frauen im Dachauer Konzentrationslager. Der Gottesdienst mit Stadtdekanin Barbara Kittelberger will an die Ankunft der ersten weiblichen Häftlinge erinnern, wie die Versöhnungskirche mitteilte.

SS-Arzt Rascher missbraucht Frauen für Untersuchungen

Die weiblichen Häftlinge waren im Oktober 1942 vom SS-Arzt Sigmund Rascher in Abstimmung mit Heinrich Himmler angefordert worden. Er führte mit ihnen wissenschaftlich unsinnige, voyeuristisch motivierte Untersuchungen durch. Ab April 1944 wurden weitere Frauen nach Dachau verschleppt, wo sie im Häftlingsbordell arbeiten musste. Ihr Leid wurde auch nach Kriegsende nicht als NS-Verfolgung anerkannt, so die Versöhnungskirche.

Widerstand der Frauen im Agfa-Camerawerk

Bei der Veranstaltung soll auch an den Widerstand erinnern: Als die Frauen im Außenlager Agfa-Camerawerk im Januar 1945 in München-Giesing nur noch ungenießbare dünne Suppe bekamen, stellten sie das Fließband ab und verweigerten die Arbeit.

Nach dem Gedenkgottesdienst um 11 Uhr sollen die Forschungsergebnisse der Studie über »Sex-Zwangsarbeiterinnen im Lagerbordell des Konzentrationslagers Dachau« vorgestellt werden. Diese dienten unter anderem für die virtuelle Ausstellung »Münchner Leerstellen«. 

Link-Tipp

Münchner Leerstellen

Das Projekt der Münchner Leerstellen will die Orte der Zwangsarbeit im Nationalsozialismus verdeutlichen. Einzelne Orte und Schicksale bisher wenig beachteter Opfergruppen sollen über eine Karte besser sichtbar gemacht werden.

Verantwortlich für das Projekt sind Studierende des Masterstudiengangs Osteuropastudien (LMU/Uni Regensburg).