In den Gesprächen um eine Entschädigung der Hinterbliebenen der Opfer des Olympia-Attentats vor 50 Jahren in München gibt es noch immer keine Einigung. Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums sagte am Mittwoch in Berlin, die Regierung bedauere, dass es bislang nicht gelungen sei, mit den Hinterbliebenen einen Konsens zu erzielen. Die Gespräche würden fortgesetzt.
Regierung hofft auf Teilnahme der Hinterbliebenen
Die Regierung hofft nach eigenen Worten, dass im Ergebnis die Hinterbliebenen doch an der für den 5. September geplanten Gedenkveranstaltung teilnehmen. Der bayerische Antisemitismusbeauftragte Ludwig Spaenle (CSU) stellt diese Veranstaltung vor dem Hintergrund des Streits inzwischen infrage.
Palästinensische Terroristen hatten am 5. September 1972 während der Olympischen Spiele in München elf israelische Sportler als Geiseln genommen. Die Befreiungsaktion deutscher Sicherheitskräfte scheiterte. Am Ende starben alle elf israelischen Geiseln, ein bayerischer Polizist und fünf Terroristen.
Bundesregierung hält an Gedenkveranstaltung fest
Die Bundesregierung hält trotz des Streits mit Hinterbliebenen der Opfer an der Gedenkveranstaltung zum 50. Jahrestag des Attentats auf israelische Sportler bei den Olympischen Spielen in München fest. Das Innenministerium veröffentlichte am Donnerstag Planungen für die Veranstaltung. Sie soll demnach am Nachmittag des 5. Septembers auf dem Fliegerhorst Fürstenfeldbruck bei München stattfinden. Erwartet wird auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.
Einladende sind den Angaben zufolge Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und Landrat Thomas Karmasin (beide CSU). Auf dem Flugplatz Fürstenfeldbruck scheiterte 1972 die Befreiung der israelischen Geiseln.
Neue Gespräche über Entschädigungen
50 Jahre nach dem Attentat gab es zwischen Bundesregierung, dem Land Bayern und den Hinterbliebenen neue Gespräche über weitere Entschädigungen und ein Gedenkkonzept. Die bisherigen Angebote aus Deutschland stießen bei den Angehörigen aber auf Ablehnung. Die Hinterbliebenen sagten ihre Teilnahme an der geplanten Gedenkfeier ab. Auch die Teilnahme israelischer Regierungsvertreter steht infrage.
Angesichts der Absage der Angehörigen der Opfer müsse ernsthaft geprüft werden, ob eine solche Gedenkfeier möglich ist, sagte der Antisemitismusbeauftragte Spaenle am Mittwoch im Deutschlandfunk. Die Verantwortung für das Zerwürfnis mit den Angehörigen sieht er bei der Bundesregierung. Sie habe es versäumt, auf Augenhöhe über eine entsprechende Entschädigung zu verhandeln. "Dies ist bisher nie geschehen", sagte Spaenle. Die Absage der israelischen Delegation sei ein "schwerer Schlag". Welche konkreten Angebote die Bundesregierung bislang gemacht hat, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit nicht.
Antisemitismusbeauftragter spricht von Staatsversagen
Spaenle sprach von einem "Staatsversagen erster Ordnung", für das die Bundesrepublik Verantwortung übernehmen müsse. Die Frage der Höhe der Entschädigung für die Angehörigen sei dabei sekundär. "Vielleicht gibt es noch eine Lösung, ich kann sie mir allerdings nur schwer vorstellen", sagte der CSU-Politiker.
Ron Prosor, Israels Botschafter in Deutschland, sagte der "Bild"-Zeitung zu einer möglichen Verständigung:
"Wir haben zwei Wochen Zeit, um daran zu arbeiten. Ich hoffe, dass eine Lösung gefunden werden kann. Die Familien verdienen einen Abschluss."