Die Hinterbliebenen und Familien der Opfer des Münchner Olympia-Attentats kritisieren die Pläne für die 50-Jahr-Feierlichkeiten zur Erinnerung an die Olympischen Spiele von 1972. "Wie kann sich irgendwer an 'heitere Spiele' erinnern, nach allem, was passiert ist", sagte die Hinterbliebenen-Sprecherin Ankie Spitze den beiden Journalisten und Autoren Roman Deininger und Uwe Ritzer in einem Gespräch für deren neues Buch "Die Spiele des Jahrhunderts" (dtv). Anstatt das Jubiläum zu feiern, sollte man sich an die zwölf Opfer des Anschlags erinnern.

Ankie Spitzer ist die Witwe des Fechttrainers Andrei Spitzer, der damals zusammen mit zehn weiteren israelischen Athleten und einem deutschen Polizisten von palästinensischen Terroristen ermordet wurde. Die in den Niederlanden geborene Journalistin setzt sich für eine umfassende Aufarbeitung des Anschlags vom 5. und 6. September 1972 ein. Für sie mache es keinen Unterschied, ob die Tragödie "vier Tage zurückliegt oder 50 Jahre", sagte Spitzer den beiden Journalisten der "Süddeutschen Zeitung": "Der Schmerz wird mir bis ans Ende meines Lebens bleiben."

Spitzer forderte von den deutschen Behörden mehr Transparenz. Es sei ihr unverständlich, weshalb auch 50 Jahre nach dem Attentat noch nicht alle Dokumente des Geschehens frei zugänglich seien: "Wir wissen, dass es noch viel mehr Akten gibt, und wir verstehen nicht, warum sie nach 50 Jahren noch gesperrt sind." Die Hinterbliebenen hielten außerdem auch die Frage nach einer finanziellen Entschädigung nicht für erledigt. Man bitte Deutschland, Bayern und München um Hilfe "bei der Einigung auf eine gerechte und angemessene Entschädigung", erläuterte Spitzer.

In München sind in diesem Jahr anlässlich der Olympischen Spiele 1972 vor 50 Jahren diverse Veranstaltungen geplant - darunter auch ein Kulturfestival im Juli sowie ein Multi-Sport-Großevent, die laut Veranstaltern an den "Spirit of 1972" erinnern sollen. Dieser mache sich "an Begriffen wie Mut, Toleranz, Begegnung der Kulturen, Diversität, Zukunft, Gestaltung und Spiel" fest, heißt es auf der Internetseite der Veranstalter.