Tiergarten-Direktor Dag Encke hat sich für den Namen "Klimawaldpfad" entschieden, um dessen umweltpädagogischen Anspruch zu unterstreichen. "Es ist ein Bauwerk der Nachhaltigkeit und Nachdenklichkeit", sagt er. Die Gäste des weitläufigen Landschaftszoos hätten die Gelegenheit, auf Augenhöhe mit den Baumwipfeln völlig neue Blicke auf die Vegetation zu werfen.
Beim Gang über den Klimawaldpfad sind mitten im Weg junge Bäume gepflanzt. Die Elsbeere, ursprünglich beheimatet in Südosteuropa, gilt angesichts des Klimawandels als ein Baum der Zukunft für die Region Nürnberg. Auch ein Vogelkirschbäumchen ist gepflanzt, weil dieses ebenfalls als resistent gegenüber extremen Hitze- und Trockenphasen gilt. Aber nicht nur die Pflanzen, auch die Tierwelt und natürlich die Menschen sind den massiven Auswirkungen durch den Klimawandel ausgesetzt.
Encke will dabei eine Botschaft der Zuversicht vermitteln:
"Wir Menschen sind nicht nur Teil des Problems, sondern können auch Teil der Lösung sein."
Dafür müsse man aber das Zusammenwirken zwischen Tieren und Vegetation verstehen. "Das gelingt uns jetzt besser, als wir es bisher konnten."
Von einer Attraktion will Encke nicht sprechen. Er rückt lieber das "intensive Erleben der unterschiedlichen Etagen des Waldes" in den Fokus. Das sei für ihn auch ein guter Grund, häufiger wiederzukommen: "Es ist hochattraktiv, weil sich das im Laufe der Jahreszeiten immer ändert."
Pfad thematisiert Verlierer des Klimawandels
Zudem thematisiert der Pfad auch die großen Verlierer des Klimawandels in der Tierwelt. Von oben herab kann man Europäische Waldrentiere entdecken. Sie sind eigentlich im hohen Norden daheim. Doch in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet können sie beispielsweise Flüsse nicht mehr überqueren, wenn diese nicht vollständig zufrieren. Von einer Spitze des Klimawaldpfades aus sind die Eisbären im Aquapark zu sehen.
Auch deren Lebensraum und ihre Jagdgebiete schwinden immer weiter. Unterhalb des Pfads noch im Bau ist eine Anlage für heimische Amphibien. Feuersalamander und Gelbbauchunken leiden an der zunehmenden Trockenheit in der Natur und an Erregern, die in einer mobilen Welt von entfernten Ecken der Erde hierher eingeschleppt werden.
Der Klimawaldpfad lädt mit Picknickecken zum Verweilen ein und zum Entdecken der Natur drumherum. Es gibt kleine Spielstationen, etwa statt Holzboden ein festes Netz oder Elemente zum Balancieren. Pädagogische Elemente zwischendrin liefern kompakte Infos, um Pfad und Wald in Ruhe zu erkunden. Für Schulklassen gibt es in luftiger Höhe das grüne Klassenzimmer, mit einer Glasfront, die sich großzügig öffnen lässt.
Zur Eröffnung Ende Juli zeigte sich auch Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König beeindruckt von der Nähe zum Wald. Er erinnerte aber auch daran, welche Rolle der Wald für das Stadtklima der Frankenmetropole spiele. Und er beklagte eine typische Erfahrung, wenn es um Klimaschutz geht: "Kann man nicht bei den Anderen anfangen", sei oft zu hören, wenn klar sei, dass etwas getan werden muss. Nürnberg mache es anders. Der für den Tiergarten verantwortliche Bürgermeister Christian Vogel unterstützte den umweltpädagogischen Anspruch.
"Unser Tiergarten ist kein Streichelzoo."
Seine Aufgabe seien vielmehr der Schutz vom Aussterben bedrohter Tiere und die entsprechende Forschung.
Erste Ideen zu diesem Großprojekt hatte der Tiergarten bereits im Jahr 2010. Dann verschwand das Projekt in der Schublade, bis mit der Sparkasse Nürnberg ein Sponsor für das auf mehr als vier Millionen Euro angewachsene Großprojekt gefunden wurde. Zusätzlich finanziert die Bank ab Schuljahresbeginn Eintritt und Honorar für Dritt- und Viertklässler, die dann im grünen Klassenzimmer unterrichtet werden können. Generell ist für Tiergartenbesucher der Klimabaumpfad im Eintritt enthalten.
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