Der Jesuitenpater Jörg Alt hat am Mittwoch E-Mails an Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), die Minister und Grünen-Politiker Annalena Baerbock und Robert Habeck und an den FDP-Vorsitzenden und Finanzminister Christian Lindner gesandt. Darin fordert er die Politikerinnen und Politiker auf, schnellstmöglich ein Lebensmittelrettungsgesetz zu schaffen, sagte er am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd). Es gebe für ein Gesetz bereits einen brauchbaren Entwurf der Klimaschutzorganisation "German Zero". Er werde die angeschriebenen Politiker von nun an jeden Monat einmal öffentlichkeitswirksam fragen, wann das Lebensmittelrettungsgesetz komme, das die Fraktionen der Ampel-Koalition in ihrem Koalitionsvertrag versprochen hätten, kündigte Alt an.
Der Klimaaktivist hatte vor einer guten Woche in der Nürnberger Innenstadt Lebensmittel kostenlos verteilt, die er zuvor aus Containern von Supermärkten geklaut hatte. Seither erlebt Alt, der auf den sozialen Medien den Hashtag #JesuitundDieb benutzt, eine große Solidaritätswelle. Die Zahl seiner Follower bei Twitter hatte sich bis zum Mittwoch binnen einer Woche von 60 auf 12.000 gesteigert.
Gegen den 60-jährigen Alt hat die Staatsanwaltschaft Nürnberg ein Ermittlungsverfahren wegen Diebstahls in besonders schwerem Fall eingeleitet. Alt hatte sich für eine Container-Aktion selbst angezeigt, bei der er aus Supermarkt-Mülltonnen Gemüse, Fertiggerichte, Brot und Milchprodukte gestohlen hatte. Die Lebensmittel verschenkte er in der Innenstadt vor einer Discounterfiliale.
Mit der Aktion will der Priester darauf aufmerksam machen, das es in Deutschland strafbar ist, noch essbare Nahrungsmittel aus den Mülltonnen von Supermärkten zu holen. Es sei Ausdruck eines Wirtschaftssystems, das Privateigentum und den Profit weniger Menschen über den realen Bedarf der vielen setze, kritisiert er. Der Pater fordert zusammen mit der Initiative "Aufstand der letzten Generation" ein Lebensmittelrettungsgesetz, wie es in Frankreich bereits 2016 eingeführt wurde. Es habe dort dazu geführt, dass viele noch essbare Produkte den Tafeln und anderen Hilfsorganisationen zugutekämen.