München (epd). Die bayerischen Fachberatungsstellen JADWIGA, die Betroffenen von Menschenhandel hilft, startet eine bayernweite Aufklärungskampagne zum Schutz von Mädchen und jungen Frauen vor Zwangsprostitution. Wie die Beratungsstelle am Freitag mitteilte, gehe es besonders um die "Loverboy"-Masche. Bei dieser manipulierten Männer die Jugendlichen, indem sie ihnen die große Liebe vorspielten und ihr Vertrauen durch Aufmerksamkeit oder Geschenke gewinnen. Seien die Mädchen erst einmal isoliert von Familie und Freunden, täuschten die Männer meist Geldsorgen vor. Den Mädchen redeten sie ein, dass sie helfen können, indem sie ihren Körper verkaufen.

Ihr Ziel sei es, "junge Frauen in der Zwangsprostitution sexuell auszubeuten", sagt Juliane von Krause, Geschäftsführerin von "STOP dem Frauenhandel", zu der JADWIGA mit seinen Beratungsstellen bei Menschenhandel und Zwangsheirat gehört. Die Rechnung gehe viel zu häufig auf. Aus Mitleid oder weil sie ihren Partner nicht verlieren wollen, könnten sich die bedrängten Mädchen nur schwer dem Zwang und den Forderungen des Täters entziehen, so die Expertin. "Auch wenn man es kaum glauben mag: Diese Form des Menschenhandels ist längst mitten in der Gesellschaft angekommen." 2021 sei die Hälfte der bundesweit ermittelten "Opfer von Menschenhandel zum Zwecke sexueller Ausbeutung" minderjährig gewesen.

In Schulen und in Jugendeinrichtungen wollen die Fachfrauen ab 2023 Workshops anbieten. Zugleich erführen die Jugendlichen, an wen sie sich in Notfällen oder bei Fragen wenden können - für sich selbst oder Betroffene in ihrem Umfeld. JADWIGA stelle selbst direkte Ansprechpartnerinnen zur Verfügung. Auftakt der Kampagne ist am 22. November im Rahmen der Gewaltschutztage 2022.