Geiselwind (epd). Autobahnkirchen ziehen immer mehr Menschen an, die aus der Kirche ausgetreten sind. Die 44 Gebetsorte an den deutschen Autobahnen erfüllten das Bedürfnis vieler Menschen, "ihren Glauben anonym zu leben", so Georg Hofmeister, Geschäftsführer der Akademie des Versicherers im Raum der Kirchen (VRK) mit Sitz in Kassel und Detmold.

Die Akademie des VRK engagiert sich für die Themen und Arbeitsfelder von Kirchen, Caritas und Diakonie, arbeitet eng mit kirchlichen Partnern zusammen und organisieret Seminare, Fachtagungen und Symposien. Drei Gruppen von potenziellen Besuchern von Autobahnkirchen unterscheidet die Akademie: Menschen, die von Berufs wegen viel auf den Autobahnen unterwegs seien, die spontan auf Reisen einen spirituellen Rückzugsort suchten, aber auch solche, die aus verschiedenen Gründen nicht gerne die Kirche am eigenen Wohnort aufsuchen wollten. "Viele wollen einfach nicht von Bekannten gesehen werden, wenn sie in die Kirche gehen", sagte Hofmeister. Autobahnkirchen lägen dagegen entweder direkt an einem meist frequentierten Rasthof oder wenigstens einen Kilometer von der nächsten Autobahn entfernt.

Manuela Strohofer betreibt seit 2001 die am gleichnamigen Autohof an der A3 die ökumenische Kirche "Licht auf unserem Weg". Sie erinnerte an die vielen Menschen, die nicht zuletzt aus finanzieller Not und wegen der Kirchensteuer ausgetreten seien. Diese Menschen schämten sich nach dem Austritt, "wieder einen Fuß in ihr ehemaliges Gotteshaus zu setzen" und kämen daher gerne in eine meist nicht an eine Gemeinde angebundene Kirche an der Autobahn, um Kraft zu tanken und zu beten, betonte Strohofer. In Geiselwind hat die auch als Lektorin ausgebildete Unternehmerin vor kurzem einen interkulturellen Engelweg rund um die Kirche angelegt, der bald um einen weiteren für Kinder erweitert werden soll.

Matthias Stracke-Bartholmai, Referent für Kirche und Jugend der Versicherungsgesellschaft lobte die niederschwelligen Angebote der oft zu Kulturkirchen gewordenen Autobahnkirchen. Jedes Jahr würden rund eine Million Gäste eine Autobahnkirche aufsuchen, eine Kerze anzünden und in Stille vor Gott treten.

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