Tutzing (epd). Die Bedeutung evangelischer Gesprächskultur im gesellschaftlichen Diskurs hat die Präsidentin der Landessynode der Evangelischen Kirche in Bayern, Annekathrin Preidel, hervorgehoben. In ihrem Grußwort für das gerade erschienene Jahresheft 2022/2023 des Freundeskreises der Evangelischen Akademie Tutzing betont sie, dass diese Kultur nicht von schnell getwitterten Kurzmitteilungen und vom Posten inszenierter Trugbilder lebe, die Wirklichkeit nur vortäuschten, sondern von der geduldigen Auseinandersetzung mit Positionen und Einschätzungen.

Diese Gesprächskultur brauche das Argument, nicht die Parole. Sie brauche die Kultur der differenzierten Urteilsbildung, die direkte Begegnung und immer wieder den Bezug zu Gott. Gerade jetzt, da alte Sicherheiten ins Wanken gerieten und sich Resignation, Erwartungsmüdigkeit sowie Erschöpfung breit machten, "brauchen wir Orte der Orientierung, wie sie die Evangelische Akademie Tutzing und ihr Freundeskreis bieten, dringender denn je", so Preidel. Dort würden auch Menschen angesprochen, die der Kirche nur lose verbunden seien oder die sich neu für diese interessierten.

So wertvoll es gewesen sei, während der akuten Phase der Pandemie Beziehungen digital aufrechterhalten zu können, sei auch deutlich geworden, wie wertvoll Beziehungen in Präsenz seien. Die Qualitätssteigerung der Begegnung durch den Dialog im analogen Raum gegenüber dem eindimensionalen Austausch am Bildschirm sei ein großer Gewinn. Gerade jetzt seien Netzwerke an der Basis, wie sie der Freundeskreis der Akademie biete, besonders wichtig. So trage er zu einer gesellschaftlichen Dialogkultur bei, die jede Demokratie brauche.

Die Evangelische Akademie Tutzing wurde 1947 gegründet. Sie führt nach eigenen Angaben Menschen aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft, Medien und Kirche zusammen und fördert durch den Diskurs die Suche nach Lösungen in der Zivilgesellschaft. Ihr Freundeskreis, 1949 initiiert, umfasst bayernweit mehr als 1.000 Mitglieder und ergänzt in örtlichen Freundeskreisen die regionale Bildungsarbeit.