München (epd). Mit Schockanrufen, Heiratsschwindel im Internet oder dem Enkeltrick sind in Bayern Betrüger erfolgreich. Als "falsche Polizeibeamte" erbeuteten sie 6,1 Millionen Euro. Sie täuschten dabei Ermittlungen, Einbrüche in der Nachbarschaft oder Anklagen aus dem Ausland vor und gaben gegenüber ihren Opfern an, deren Geld oder Wertsachen in Sicherheit bringen zu wollen, teilte das Justizministerium am Donnerstag mit. Mit dem Enkeltrick hätten Kriminelle im vergangenen Jahr zwei Millionen Euro Beute gemacht. Dabei geben sich Kriminelle am Telefon oder über Messenger-Dienste wie WhatsApp als vermeintliche Kinder oder Enkel aus und bitten um Geld, beispielsweise um die Kosten eines angeblichen Unfalls zu begleichen.

Laut Polizei hat es im Jahr 2021 allein 4.168 registrierte Schockanrufe in Bayern gegeben. Die Anrufer berichten beispielsweise von einem schweren Unfall, den ein Angehöriger verursacht habe. Nur bei sofortiger Zahlung könnten strafrechtliche Konsequenzen vermieden werden, behaupteten sie. Die Opfer, meist Senioren, übergaben in solchen Fällen Wertgegenstände und Geld in Höhe von 3,7 Millionen Euro.

Für die Opfer könnten diese Taten nicht nur finanzielle, sondern auch gesundheitliche Folgen haben, hieß es. Angstzustände und Depressionen seien oft die Folgen. Viele Betroffene würden die Taten aus Scham oder Gutgläubigkeit erst gar nicht anzeigen. Der bayerische Justizminister Georg Eisenreich (CSU) wies darauf hin, dass es nicht nur Banden- und Trickbetrüger auf das Vermögen älterer Menschen abgesehen hätten. Täterinnen oder Täter könnten auch Bekannte mit Vorsorgevollmacht, ein Familienmitglied oder ein gesetzlicher Betreuer sein. Das Strafrecht müsse ältere Menschen besser schützen, sagte Eisenreich. Bayern schlage beispielsweise für Fälle von organsiertem Callcenter-Betrug eine erhöhte Mindeststrafe von zwei Jahren statt wie bisher einem Jahr vor.