München, Nürnberg (epd). Frauen und Kinder werden in Sammelunterkünften für Geflüchtete Opfer von sexuellen Übergriffen, sexueller Nötigung oder Vergewaltigung. Darauf will ein Münchner Aktionsbündnis diesen Donnerstag (24. November) in München bei einer Protestkundgebung aufmerksam machen, teilte der Bayerische Flüchtlingsrat am Montag mit. Anlass sei eine Experten-Abhörung zu dem Thema im Bayerischen Landtag an dem Tag.

Die Bedingungen in Ankerzentren und anderen Sammelunterkünften würden Gewalt gegen Frauen fördern, kritisierte Stephanie Hinum, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie und ehrenamtliche Mitarbeiterin von "Ärzte der Welt". Zimmer oder Wachräume seien meist nicht abschließbar. Als ehemalige Bewohnerin einer Sammelunterkunft werde auch Sarah Namala vom Mirembe-Wohnprojekt für geflüchtete Frauen im Landtag sprechen, hieß es. "Frauen in Flüchtlingslagern müssen sowohl körperliche als auch emotionale Gewalt ertragen. Ihre bereits verletzten Seelen können so nicht heilen", sagte Namala.

Die Zahl der registrierten Straftaten gegen Frauen und Mädchen in bayerischen Flüchtlingsunterkünften sei sehr hoch, so das Bündnis. Laut Staatsregierung seien es 1.434 Fälle im Jahr 2019 sowie 1.314 und 971 in den Jahren 2020 und 2021 gewesen. Viele Übergriffe würden gar nicht erst bekannt, so das Bündnis. Die Isolation durch die Coronapandemie habe die Dunkelziffer zusätzlich erhöht.

Das Münchner Bündnis fordert, Gewaltschutzkonzepte und Mindeststandards zum Schutz von geflüchteten Menschen müssten in Unterkünften eingehalten werden. Es weist darauf hin, dass sich Deutschland in verbindlichen Abkommen verpflichtet habe, vor allem besonders verletzliche Geflüchtete zu schützen. Sozialdienste und Sprachkurse müssten ausgebaut werden.