München (epd). Der Diözesan-Caritasverband für München und Oberbayern warnt vor einem Kollaps im sozialen Sektor, wenn nicht schnell probate Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel ergriffen werden. "Aktuell zeichnet sich in vielen Kindertageseinrichtungen Mangelverwaltung ab. Das Personal arbeitet zunehmend an der Grenze der Belastbarkeit. Die Folgen sind Krankheit, Gruppenschließungen, Fluktuation", sagten Caritasdirektor Hermann Sollfrank und Vorständin Gabriele Stark-Angermeier bei einer Pressekonferenz am Mittwoch im Caritas-Kinderhaus St. Vitus in München laut Mitteilung.
Keine Kita arbeite mit voller Besetzung, so die Mitteilung weiter. Die Caritas sehe daher dringenden politischen Handlungsbedarf und fordere für alle Kitas unter anderem rasche innovative Personalgewinnungsmaßnahmen, Stärkung der Schulen und mehr Ausbildungsplätze, den Abbau von Hürden bei Quereinsteigern und Zugewanderten sowie Planungs-, Rechts-, Kosten- und Finanzierungssicherheit.
"Alle kämpfen mit denselben Problemlagen, und wir stehen, wenn wir nicht gegensteuern, vor einem Kollaps mit Ansage. Allein in unserem Trägerbereich haben wir derzeit mehr als 100 offene Stellen im Kita-Bereich", sagte Sollfrank. Die Politik könne leicht helfen, die Attraktivität der sozialen Berufe zu steigern. "Kindertageseinrichtungen sind wie Schulen Bildungsstätten. Es geht um unsere Kinder, also um nichts weniger als unsere Zukunft", so der Caritasdirektor.
Nötig seien mehr Wertschätzung und ein dauerhaft hohes Ansehen für die systemrelevanten Berufe, ergänzte Vorständin Stark-Angermeier. Sie warnte davor, dass der ab 2025 geltende Rechtsanspruch auf einen Ganztagsbetreuungsplatz für Schulkinder die Arbeitsmarktlage im pädagogischen Sektor noch verschärfen werde. Kritik übte Stark-Angermeier am Freistaat Bayern, der die 861 Millionen Euro vom Bund aus dem Gute-Kita-Gesetz lieber "den Eltern mit günstigeren Kitagebühren zugutekommen ließ, statt sie in gutes Personal zu investieren".
Als Trägerverband in München und Oberbayern hat die Caritas 75 Kindertageseinrichtungen, in denen 5.603 Kinder von 1.456 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern pädagogisch begleitet und betreut werden. Als Spitzenverband vertritt der Diözesan-Caritasverband 592 Kitas mit gut 45.000 Kindern.