Berlin (epd). Die Diakonie als größte Trägerin der Jugendhilfe in Berlin fordert nach den Silvester-Krawallen in der Hauptstadt eine Versachlichung der Diskussion. Die Migrationsdebatte lenke von eigentlichen Problemen ab, kritisierte Diakonie-Direktorin Ursula Schoen am Mittwoch in Berlin. Anstatt 40 Prozent der Berliner Bevölkerung zu stigmatisieren, sollte es für Jugendliche strukturelle Verbesserungen geben und die Jugendsozialarbeit eine stabilere Finanzierung erhalten. Für Mittwoch hatte Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) zu einem Gipfel gegen Jugendgewalt eingeladen.

„Unsere breite Erfahrung in der Jugendhilfe zeigt: Es geht nicht um Ali oder Anton“, sagte Schoen. Es gehe um die Integration all jener, die sozial abgehängt seien, sich hilflos fühlten und sich über Gewalt profilierten.

„Silvester hat wieder einen bekannten politischen Reflex erzeugt: Unsere Jugend soll die Härte des Gesetzes spüren, während der Jugendtreff bestenfalls einen neuen Anstrich bekommt“, kritisierte Diakonie-Vorständin Andrea Asch. Die Diakonie müsse jährlich um eine ausreichende Finanzierung für die Jugendhilfeeinrichtungen feilschen. Eine echte Planungssicherheit gebe es auch mit Blick auf die betreuenden Fachkräfte nicht. „Ursachenbekämpfung sieht anders aus“, kritisierte sie.