Hilpoltstein, Treuchtlingen (epd). Ende März hatten Naturschützer unerlaubte Baggerarbeiten in direkter Nähe zu einem geschützten Niedermoor unweit von Treuchtlingen (Kreis Weißenburg-Gunzenhausen) entdeckt. Durch die sogenannte Grabenräumung wurde das knapp 100 Hektar große, ökologisch wertvolle und auch geschützte Niedermoor "Schambachried" geschädigt. Der Naturschutzverband LBV erstattete Anzeige gegen Unbekannt, der Bund Naturschutz (BN) hat ein Umweltschadensverfahren beim Landratsamt beantragt.
Der LBV teilte am Donnerstag mit, Aktive der Kreisgruppe Weißenburg-Gunzenhausen hatten die Eingriffe Ende März bemerkt und umgehend die Untere Naturschutzbehörde informiert. Diese habe kurze Zeit später einen sofortigen Stopp der Arbeiten veranlasst. Die durchgeführten Baggerarbeiten entsprächen nicht den üblichen Pflegemaßnahmen, "denn in diesem Fall wurde ein ganzes Grabensystem mehr oder weniger neu angelegt", hieß es. Die ausgebaggerte Schneise ist rund einen Meter tief und zwei Meter breit.
Es habe sich "auf rund einem Kilometer Länge ein Bild der Zerstörung" geboten, das Niedermoor sei gezielt "entwässert und geschützte Lebensräume zerstört" worden, hieß es in der Mitteilung des LBV weiter. Der Eingriff in den Wasserhaushalt sei "gravierend und das Ausbluten der Niedermoorböden katastrophal". Er entspreche einer "gezielten Trockenlegung". Die schädlichen Auswirkungen der Arbeiten auf das angrenzende Flora-Fauna-Habitat-Gebiet (FFH) "Schambachried" seien noch nicht endgültig abzusehen.
Zum Zeitpunkt der Entdeckung war der größte Teil der Gräben bereits ausgebaggert, lediglich ein kurzer Abschnitt war noch unberührt. Die Gräben seien mit typischen Wasserpflanzen wie Binsen und Seggen bewachsen gewesen: "Durch die Maßnahmen wurden geschützte Grabenabschnitte zerstört, Ufergehölze während der Vogelbrutzeit illegal beseitigt und geschützte Gewässer als Lebensräume für Libellen und Amphibien zerstört." Alle Tiere seien getötet und geschützte Pflanzen beseitigt worden.
Der BN lobte die Untere Naturschutzbehörde für ihr schnelles Eingreifen. Der BN-Landesbeauftragte Martin Geilhufe sagte aber auch, es sei geradezu absurd, dass "ein intaktes Moor zerstört und Naturschutzgesetze ignoriert werden, während anderswo Millionen Euro ausgegeben werden, um entwässerte Moore wieder zu renaturieren". Im beantragten Umweltschadensverfahren müsse nun das Landratsamt entscheiden, welche Maßnahmen, zur Beseitigung des Umweltschadens getroffen werden, erläuterte er.
Das "Schambachried" ist laut FFH-Managementplan ein geschlossener Feuchtbiotopkomplex mit den FFH-Lebensraumtypen Kalkreiches Niedermoor, Pfeifengraswiese, Flachland-Mähwiese, und mit ausgedehnten Schilfbeständen, Großseggenbeständen, Weidengebüschen und kleinen Nasswiesen. Es wird von naturnahen Bächen und Quellgräben durchzogen. Es sei ein "für Mittelfranken einmaliges, ausgedehntes Feuchtgebiet". Kern des Gebietes ist das gleichnamige Naturschutzgebiet Schambachried.
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