Nürnberg (epd). Eine Akutpsychiatrie für junge Erwachsene haben Experten bei einem Fachtag der Landesarbeitsgemeinschaft Jugendsozialarbeit (LAG) am Mittwoch in Nürnberg gefordert. Verbessert werden müsste außerdem, dass Betroffene schnell nach der Diagnose einer psychischen Krankheit von Wegen der Heilung und sinnstiftenden Perspektiven erfahren, heißt es in einem Statement der über 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung. Damit könne der Leidensdruck "entscheidend reduziert" werden.

Hauptredner bei dem Treffen war der Klinikdirektor der Kinder- und Jugendpsychiatrie am Uniklinikum Würzburg, Marcel Romanos. Ihm zufolge gehören Kinder mit Behinderung oder psychischer Vorbelastung, Kinder mit Migrationshintergrund und solche, die in Armut leben oder deren Eltern krank sind zu den besonders gefährdeten Gruppen. In der Pandemie seien außerdem Mädchen stärker von Angsterkrankungen oder Essstörungen betroffen gewesen als Jungen.

Die Versorgung von jungen Menschen sei in Deutschland und auch in Bayern strukturell grundsätzlich gut, so Romanos gegenüber dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Die Frage ist aber immer: Kommen die, die es am meisten brauchen, auch in diese Strukturen rein?" Besonders vulnerable Gruppen seien auch mit den größten Barrieren konfrontiert, in die Versorgung zu kommen.

"Eine Psychotherapie zu bekommen, erfordert eine hohe soziale Kompetenz, auch eine gewisse Beharrlichkeit und Geduld. Das heißt: am Ende bekommen diejenigen die Therapie, die am kompetentesten sind." Besonders stark Betroffene seien am wenigsten dazu in der Lage, sich Hilfe zu holen. Dies könne durch Netzwerke und Strukturen gelöst werden, die gut ineinandergreifen und gut zwischen pädagogischen Systemen, Sozialhilfen und dem therapeutischen System kommunizieren.

"Schnelle und unterstützend-wohlwollende Zusammenarbeit der Behörden zugunsten der jungen Menschen und deren Existenzsicherung" forderte auch die Fachtagung. Es müsse eine Schnittstelle zwischen der Jugendhilfe und den Bezirken festgeschrieben werden. Außerdem setzt man sich dafür ein, dass in der Öffentlichkeit über psychische Erkrankungen "bewusst freundlich, wertschätzend und wohlwollend" gesprochen werden soll.

Die LAG Jugendsozialarbeit Bayern ist nach eigenen Angaben der freiwillige Zusammenschluss freier Träger der Jugendsozialarbeit in Bayern und setzt sich für die Belange sozial benachteiligter Menschen ein.