München, Tübingen (epd). Ein deutsch-ägyptisches Forschungsteam hat neue Erkenntnisse gewonnen, wie die alten Ägypter die Körper der Verstorbenen einbalsamierten. Über Rückstandsanalysen an Gefäßen einer Mumifizierungswerkstatt in Sakkara in der Nähe der Unaspyramide konnte ein Team der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München und der Universität Tübingen zusammen mit dem National Research Center in Kairo chemische Rückstände an Gefäßen analysieren, teilte die Tübinger Universität am Donnerstag mit. Die Ergebnisse wurden im Fachmagazin Nature veröffentlicht.

Der Abgleich der identifizierten Substanzen mit den Gefäßbeschriftungen erlaubte es dem Forschungsteam nun erstmals, exakt zu bestimmen, welche Substanzen für bestimmte Körperteile zur Balsamierung verwendet wurden - etwa Pistazienharz und Rizinusöl ausschließlich für den Kopf. "Besonders überraschend war für uns, dass der größte Teil der während der Balsamierung verwendeten Substanzen nicht aus Ägypten selbst stammt, sondern zum Teil aus dem Mittelmeerraum und sogar auch aus dem tropischen Afrika und Südostasien importiert wurde", sagte LMU-Archäologe Philipp Stockhammer.

Beispielswese kamen spezielle Harze des Elemi Baumes aus dem tropischen Afrika oder Südostasien nach Ägypten. Der Aufwand, um an ganz bestimmte chemische Substanzen für die Einbalsamierung zu gelangen, war also erheblich. Laut Maxime Rageot von der Universität Tübingen hatte die ägyptische Mumifizierung vermutlich letztlich einen wichtigen Anteil daran, dass es zu einer frühen, weltweiten Vernetzung kam. "Man musste ja in großer Menge an diese exotischen Harze gelangen." Und Stockhammer ergänzt: "Wegen der zahlreichen Inschriften auf Gefäßen wird es nun in Zukunft möglich sein, das bislang unverstandene Vokabular der altägyptischen Chemie weiter zu entschlüsseln."

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