Würzburg (epd). Im Fall des nigerianischen Asylbewerbers Solomon Chibuike wird das Würzburger Verwaltungsgericht vorerst nun doch kein Urteil fällen. Überraschend hat das Gericht am Montag genau eine Woche nach der mündlichen Verhandlung mitgeteilt, dass durch die zuständige Richterin ein sogenannter Beweisbeschluss ergangen ist. Demzufolge soll zum "Gesundheitszustand des Klägers" noch ein weiteres Gutachten eingeholt werden. Bis wann dieses vorliegen wird, sei unklar. Bis dahin werde es jedenfalls "keine Sachentscheidung" geben.

Der Fall von Salomon Chibuike steht beispielhaft für die Situation vieler nigerianischen Asylbewerber in Deutschland. Der erste Asylantrag des heute 34-Jährigen wurde abgelehnt, auch die Klage gegen diese Entscheidung blieb erfolglos - die deutschen Behörden stufen nämlich zumindest Teile des westafrikanischen Landes als sicher ein. Sie halten eine Rückführung - also eine Abschiebung - von Geflüchteten für durchaus möglich und angemessen. Internationale Organisationen oder auch die Vereinigten Staaten kommen allerdings zu einer ganz anderen Bewertung.

Der sogenannte Asylfolgeantrag des jungen Mannes aus Nigeria zielt vor allem auf die derzeitige psychische Belastung Chibuikes ab. Ein Gutachten der Sozialpsychiatrischen Migrationsambulanz des Klinikums Würzburg Mitte vom Juli 2021 attestiert ihm unter anderem eine posttraumatische Belastungsstörung "bei schwerer depressiver Symptomatik", ebenso mehrfache Angstattacken pro Woche und eine emotionale Instabilität. Für diesen Gesundheitszustand sind nach Einschätzung des Gutachters die Erlebnisse in Chibuikes Heimatland ganz wesentlich mitverantwortlich.

Bereits im vergangenen Herbst berichtete Chibuike in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) über seine Fluchtgründe. Er gehört zur Volksgruppe der Igbo, die im Südosten von Nigeria leben. Die Region ist auch als Biafra bekannt. Die Igbo würden von der Regierung unterdrückt: "Soldaten, Polizisten und Söldner der Regierung töten dort Tag für Tag Menschen." Ausschlaggebend für die Flucht war die blutige Niederschlagung einer friedlichen Demonstration für die Unabhängigkeit Biafras gewesen, bei der sein Vater und viele Freunde getötet wurden, berichtete er.