Ulm (epd). Die Ulmer Vesperkirche verzeichnet nach einem verhaltenen Beginn großen Andrang. Deshalb werden bis zu 600 Essen an jedem Mittag ausgegeben, sagte Pfarrer Peter Heiter, der Koordinator der Aktion in der Ulmer Pauluskirche, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Am Anfang hätten mehrere Menschen von einem Besuch Abstand genommen, um nicht wirklich Bedürftigen im Weg zu stehen. Inzwischen habe sich aber herumgesprochen, dass das geräumige Kirchenschiff für alle bedürftige wie auch einsame Menschen, die Kontakt suchen, genügend Platz biete. Die materielle Not vieler Gäste habe durch Preisanstieg und Energiekrise zugenommen.

In diesem Jahr bringen zum ersten Mal Ehrenamtliche wie Bedienungen in Restaurants das Essen an dauerhaft aufgestellte Tische, was für die Besucher der Vesperkirche ein Zeichen der Wertschätzung sei, sagte Heiter. Zwei ältere Damen, die aus finanziellen Gründen nicht mehr in ein Gasthaus gehen können, habe dieser Service zu Tränen gerührt.

An den Tischen kommen die Menschen nach Beobachtung von Pfarrer Heiter oft über alle gesellschaftlichen Schranken hinweg in intensive Gespräche. Das ermögliche vor allem ausgegrenzten Menschen Teilhabe und Kontakte auf Augenhöhe. Auch die sonntäglichen Gottesdienste werden an den Tischen gefeiert, sagte der Pfarrer. Dadurch würden die Gottesdienste zu Abendmahlsfeiern wie bei den Urchristen und die Menschen "satt an Leib und Seele".

Zum Angebot der Ulmer Pauluskirche gehören auch die Möglichkeit, sich von zwei Friseurinnen die Haare schneiden zu lassen, und einmal in der Woche eine Rechtsauskunft, die rege nachgefragt werde. Die Ulmer Vesperkirche, die von 300 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern getragen wird, läuft noch bis zum 15. Februar. Im Rahmen ihres Modellprojekts "Vesperkirche Plus" stellt die Pauluskirche jedoch gemeinsam mit der Ulmer Diakonie das ganz Jahr über dauerhafte, niederschwellige Angebote für einsame und bedürftige Menschen auf die Beine.

Kommentare

Diskutiere jetzt mit und verfasse einen Kommentar.

Teile Deine Meinung mit anderen Mitgliedern aus der Sonntagsblatt-Community.

Anmelden