Berlin, Kaufering (epd). Zum G20-Gipfel, der am Dienstag auf Bali beginnt, haben sich die Ärzte und Ärztinnen für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW) in einem öffentlichen Appell an Bundeskanzler Olaf Scholz gewandt. Scholz solle sich auf dem Gipfel für einen Waffenstillstand einsetzen, teilte der ehemalige IPPNW-Geschäftsführer Rolf Bader am Sonntag in Kaufering (Kreis Landberg am Lech) mit. Es gehe darum, "nicht den Krieg, sondern den Frieden in der Ukraine" zu gewinnen.

Mit Verweis auf die amerikanischen Atombombenabwürfe 1945 über Hiroshima und Nagasaki, die unmittelbar weit über 100.000 Menschenleben gekostet hätten, mahnt die deutsche Sektion der IPPNW mit Sitz in Berlin einen Strategiewechsel des Westens an: "Diplomatie und Deeskalation sind der einzige Weg, einen drohenden Atomkrieg zwischen Russland, den USA und der NATO zu verhindern." Die Ärzte und Ärztinnen fordern den Bundeskanzler auf, "sich mit ganzer Kraft dafür einzusetzen, dass während des Gipfels über eine Friedenslösung beraten wird und die Präsidenten Biden und Putin aufgefordert werden, sich zu einem intensiven Gespräch zu treffen". Trotz des völkerrechtswidrigen russischen Angriffs auf die Ukraine müsse der Kontakt zu Russland gesucht und gehalten werden. Nur durch einen dauerhaften und beharrlichen Dialog könne eine für alle Seiten tragfähige Konfliktlösung erreicht werden.

Tod, schlimmste Verwundungen, lebensbedrohliche Verletzungen und unendliches Leid der Bevölkerung sowie der ukrainischen und russischen Soldaten seien die Folge dieses grausamen Krieges. "Aus ärztlicher Verantwortung müssen wir eine sofortige Beendigung des Krieges durch einen Waffenstillstand fordern." Die Ärzte fordern Scholz auf, sich "mit ganzer Kraft" auf dem G20-Gipfel für Friedensverhandlungen im schweizerischen Genf einzusetzen. Alle Verhandlungskanäle über die Vereinten Nationen, die OSZE und die blockfreien Staaten müssten genutzt werden.

Der Appell wurde unter anderem von Peter Vonnahme, ehemaliger Richter am Bayerischen Verwaltungsgerichtshof, und dem Musiker Konstantin Wecker unterzeichnet. Er wird am Dienstag (15. November) in mehreren Tageszeitungen veröffentlicht.