Augsburg (epd). Mit der Veranstaltung "Ein europäisches Wunder" wird in Augsburg an den historischen polnisch-deutschen Bischofsbriefwechsel vor 60 Jahren erinnert. Teilnehmen werden unter anderem der Augsburger Bischof Bertram Meier, der deutsch-polnische Theologe und Historiker Robert Zurek sowie die Politikwissenschaftlerin Gesine Schwan, wie die Katholische Akademie in Bayern und das Akademische Forum der Diözese Augsburg am Freitag mitteilten. Die Veranstaltung findet am 23. Oktober um 18.30 Uhr im Haus Sankt Ulrich statt.
Der Brief der polnischen Bischöfe im Herbst 1965 - also 20 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs - an ihre deutschen Amtsbrüder gilt als Gründungsurkunde des Aussöhnungsprozesses zwischen Polen und Deutschland, wie die Veranstalter weiter mitteilten. Seine wegweisende Bedeutung zeigte sich in folgender Stelle: "Wir gewähren Vergebung und bitten um Vergebung." Zu der Zeit seien die deutsch-polnischen Beziehungen noch schwer belastet gewesen, tiefe Wunden aus Kriegs- und unmittelbarer Nachkriegszeit schienen einer Versöhnung im Weg zu stehen.
Der Brief der deutschen Bischöfe habe große Veränderungen vorangetrieben. Der Fall des Eisernen Vorhangs und die Wiedervereinigung Deutschlands hätten vor rund 35 Jahren deutlich gemacht, wie weitsichtig die Bischöfe gedacht hatten, heißt es weiter. Gemeinsam mit der Antwort der deutschen Bischöfe ist der Brief für das Unesco-Weltdokumentenerbe nominiert. Zum 60. Jahrestages des Briefwechsels frage man sich: "Wie sieht es heute aus, besonders angesichts des Ukrainekrieges? Hat die kirchliche Ost-West-Friedensarbeit noch Potenzial für Frieden und Versöhnung?" Zu der Veranstaltung gibt es auch einen Livestream.