Bamberg (epd). Der Bamberger Oberstaatsanwalt Thomas Goger fordert mehr rechtliche und technische Möglichkeiten beim Kampf gegen Kinderpornografie im Netz. "Der Gesetzgeber könnte uns eigentlich relativ leicht helfen und tut es nicht - und das erzeugt bei mir auch zunehmend so etwas wie Unverständnis", sagte der Leiter des Zentrums zur Bekämpfung von Kinderpornografie und sexuellem Missbrauch im Internet bei der Zentralstelle Cybercrime Bayern (ZCB). Konkret geht es um die Zuordnung dynamisch vergebener IP-Adressen zu tatsächlichen Internetanschlüssen, die hierzulande nur für sieben Tage gespeichert werden.

Goger nannte ein Beispiel: Die IT-Experten des Zentrums ermitteln "mit viel Aufwand eine IP-Adresse", von der aus schwere Missbrauchsvideos verbreitet werden. Eine solche Ermittlung sei schwierig und könne manchmal "einige Zeit dauern". Wenn dann die IP-Adresse endlich ermittelt wurde, stünden die Ermittler häufig in einer Sackgasse - weil der Internetanbieter die Zuordnung der IP-Adresse zum Anschluss nicht mehr gespeichert hat. "Das ist frustrierend", sagte Goger. Denn auch wenn dies relativ wenige Fälle betreffe, so seien dies oft die schwerwiegenden, bei denen "vielleicht fortdauernder Kindesmissbrauch im Raum steht", betonte Goger.

Ohnehin seien die ungelösten Fälle für die Ermittler am schlimmsten, sagte Goger: "Natürlich sind alle Darstellungen, die man sich ansehen muss, belastend. Aber wenn Sie dann am Ende wenigstens einen Täter identifizieren können, hilft das." Die Bewältigungsstrategien seien von Mitarbeiter zu Mitarbeiter individuell. Das Zentrum versucht seine Ermittler aber auch institutionell zu schützen. So bearbeite kein Ermittler nur Fälle von Kindesmissbrauch, außerdem biete man freiwillige Coachings und Supervisionen an. Es sei "kein Zeichen von Schwäche", wenn man beim Umgang mit solchen Straftaten auch mal selbst Hilfe in Anspruch nimmt.

Die ZCB gibt es seit 2015, angesiedelt ist sie bei der Bamberger Generalstaatsanwaltschaft. Das Zentrum zur Bekämpfung von Kinderpornografie und sexuellem Missbrauch im Internet ist Teil der ZCB. Dort sind derzeit acht Staatsanwältinnen und Staatsanwälte, vier IT-Forensiker und die Mitarbeiterinnen der Geschäftsstellen tätig.

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