Berlin, Dachau (epd). Es war das erste deutsche KZ und diente als Blaupause für viele weitere Konzentrations- und Vernichtungslager: Am 22. März 1933 nahmen die Nationalsozialisten das KZ Dachau in Betrieb. Über 200.000 Menschen litten dort unter Hunger, Schikanen und Folter, rund 41.500 wurden ermordet. Die frühen Lager wie Dachau sollten "jegliche Opposition gegen die Errichtung der nationalsozialistischen Diktatur brutal verfolgen und unterdrücken", erklärte Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) laut Mitteilung am Mittwoch. Die Vermittlungsarbeit der Gedenkstätte Dachau sei deshalb "von sehr großer Bedeutung", um die Erinnerung an den NS-Terror wach zu halten.

Roth zeigte sich zuversichtlich, dass der Bund mit dem Freistaat Bayern und der Stiftung Bayerischer Gedenkstätten "zu guten Lösungen" bei den Instandsetzungsmaßnahmen der Gedenkstätte kommen werde. Eine millionenschwere Sanierung und Neukonzeption der KZ-Gedenkstätte Dachau ist seit Jahren in Planung, kommt aber bislang unter anderem wegen ungeklärter Finanzierungsfragen nicht voran.

Die Gedenkstätte selbst eröffnete zum 90. Jahrestag des KZ Dachau eine Ausstellung mit dem Titel "Auftakt des Terrors - Frühe Konzentrationslager im Nationalsozialismus". Viele der frühen Lager wie Ahrensbök in Schleswig-Holstein oder Breitenau in Hessen seien in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt. Sie hätten aber für die Durchsetzung der nationalsozialistischen Herrschaft und die "Erprobung von Instrumentarien der Gewalt" eine zentrale Rolle gespielt, so die Ausstellungsmacher. Für die Konzeption hätten sich 17 kleine und große Gedenkstätten aus elf Bundesländern in einer AG zusammengeschlossen.

Bei der Eröffnung der Ausstellung sagte der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU), dass in Dachau vor 90 Jahren "jede Form von Menschlichkeit verloren" gegangen sei und der Schrecken sich "wie ein grausamer Prototyp" ausgebreitet habe. Die Gesellschaft schulde der Vergangenheit "Erinnerung und klares Handeln in der Zukunft". Geschichte dürfe sich nicht wiederholen. "Dafür geben wir ein Schutzversprechen", so Söder.

Die Bedeutung von NS-Erinnerungsorten für die Demokratie hatte Charlotte Knobloch bereits am Vortag zum 90. Jahrestag der Errichtung des KZ Dachau betont. "Den Weg von Demokratie, Freiheit und Toleranz konnte unser Land nach 1945 nur gehen, weil Erinnerungsorte wie Dachau dazu mahnten", sagte die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) München laut Mitteilung. Weil es immer weniger Zeitzeugen gebe, müsse der Staat mit allen Mitteln dafür sorgen, dass "die Erinnerung gerade hier niemals abreißt". Steinerne Zeitzeugen müssten für kommende Generationen bewahrt werden. "Was hier geschehen ist, darf niemals in Vergessenheit geraten", mahnte die Holocaust-Überlebende.

Am 22. März 1933 nahmen die Nationalsozialisten das Konzentrationslager Dachau in Betrieb. Es diente als Blaupause für viele weitere Konzentrations- und Vernichtungslager. Bis zur Befreiung durch US-Truppen am 29. April 1945 waren in Dachau und den dazugehörigen Außenlagern über 200.000 Menschen aus über 40 Nationen inhaftiert. Nach Kriegsende setzten sich Überlebende dafür ein, das Lager zum Gedenkort umzuwandeln. Im Mai 1965 wurde die KZ-Gedenkstätte Dachau eröffnet. Träger ist die Stiftung Bayerische Gedenkstätten.

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