Manching, München (epd). Dramatische Minuten müssen sich am frühen Dienstagmorgen im Keltenmuseum im oberbayerischen Museum abgespielt haben. Die Diebe des einzigartigen Goldschatzes brauchten nur einen kurzen Zeitslot, um diesen zu entwenden. Das machten Landeskriminalamt und Staatsanwaltschaft am Mittwoch deutlich.

Nach den bisherigen Ermittlungen sollen die unbekannten Täter am Dienstagmorgen um 1.17 Uhr in einem Verteilerzentrum der Telekom die Glasfaserkabel durchtrennt haben. Bereits um 1.26 Uhr verschafften sie sich Zutritt zum nahegelegenen Keltenmuseum, brachen zwei Vitrinen auf, die eine mit dem Goldschatz, bestehend aus 483 Goldmünzen, die andere mit drei weiteren Münzen. Bemerkt wurde die Tat erst gegen 9.45 Uhr von Mitarbeitern des Museums.

Inzwischen beschäftigt sich eine 20-köpfige Sondereinheit des Landeskriminalamts mit dem Fall, die nach der alten Keltenstadt "Soko Oppidum" genannt wird. Nicolas Kaczynski von der Staatsanwaltschaft Ingolstadt geht von einem Zusammenhang der beiden Taten - der Telekom-Sabotage und dem Münzraub - aus und ermittelt wegen schweren Bandendiebstahls gegen mutmaßlich mehrere Tatbeteiligte. Die Datenträger der Videoaufzeichnungen im Museum wurden gesichert und sollen ausgewertet werden.

Der Wert der Goldmünzen beläuft sich laut bayerischem Landeskriminalamt (LKA) auf mehrere Millionen Euro. Die Polizei geht davon aus, dass die Täter versuchen werden, den Goldschatz entweder illegal auf dem Kunstmarkt zu verkaufen oder dass dieser "im schlimmsten Fall eingeschmolzen wird", sagte ein Polizeisprecher. Die LKA-Ermittler haben bereits Kontakt zu Strafverfolgungsbehörden in Berlin und Dresden aufgenommen. Sie erhoffen sich Hinweise zu dem Vorgehen der Täter bei vergleichbaren Diebstählen im Bode-Museum und im Grünen Gewölbe.

Alle Münzen, die aus dem Keltenmuseum gestohlen wurden, stammen aus der Zeit um 100 vor Christus und wiegen zusammen vier Kilogramm. Hinzukomme ein Goldkuchen von 217 Gramm, erläuterte der Sammlungsdirektor der Archäologischen Staatssammlung, Rupert Gebhard. Mit dem Diebstahl des keltischen Goldschatzes drohe nicht nur der dauerhafte Verlust einer Hauptattraktion des Keltenmuseums Manching, sondern auch "eines der größten und bedeutendsten Goldschätze der Keltenzeit überhaupt", sagte der Direktor laut Mitteilung.

Bayerns Kunstminister Markus Blume (CSU) vermutet hinter dem spektakulären Diebstahl des historischen Goldschatzes aus dem Kelten-Römer-Museum im oberbayerischen Manching einen Fall von organisierter Kriminalität, wie er im Interview mit dem BR sagte. Er gehe von einer hohen kriminellen Energie aus. Der große Schaden bestehe vor allem im kulturhistorischen Verlust, sagte der Minister. Es handelt sich dabei um "den größten keltischen Goldfund des 20. Jahrhunderts", der von "einmaligem kulturhistorischem Wert" sei. Der Keltenschatz sage viel über die frühe Besiedlungsgeschichte Bayerns aus. Es müsse alles getan werden, um der Täter habhaft zu werden.