München (epd). Unter dem Motto "Wenn die Welt brennt..." haben in München am Donnerstagmittag sieben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vor dem Konferenz-Hotel der Innenministerkonferenz protestiert. Sie forderten mehr Klimaschutzmaßnahmen und kritisierten den Präventivgewahrsam gegen Klimaaktivistinnen und -aktivisten in Bayern. Die Demonstranten boten den Innenministerinnen und Innenministern an, ihnen ihre "Kurzvorlesungen" zu übergeben.

Die Präventivhaft löse "kein einziges der Probleme, um die es uns gehen sollte", sagte der Jesuitenpater und Migrationssoziologe Pater Jörg Alt. "Die Klimakatastrophe lässt sich nicht wegsperren, mit Naturgesetzen lässt sich nicht verhandeln", sagte er. Er forderte eine Politik, die bestehende Notlagen und das bisherige Versagen zu handeln eingestehe. Nur das versöhne eine Gesellschaft.

Die Ökotrophologin und Epidemiologin Cornelia Huth, Aktivistin von Scientist Rebellion Deutschland, erklärte, "wir erleben ein fossiles Weiter-So", obwohl sich das Zeitfenster, in dem sich die schlimmsten Folgen noch abwenden ließen, rapide schließe. In ganz Deutschland und auch in Bayern würden "nicht annähernd ausreichend" Klimaschutzmaßnahmen getroffen. "Das ist ökologische Gewalt und eine enorme Ungerechtigkeit gegenüber denjenigen Weltregionen, die bereits jetzt deutlich stärker von der Klimakatastrophe betroffen sind als Deutschland", sagte Huth.

Der Physiker Michael Stöhr, Mitkoordinator der Gruppe "Scientists4Future München", forderte: "Alle Energie, die wir brauchen, muss aus erneuerbaren Quellen kommen". Wenn Bayern seinen Beitrag nicht leiste, funktioniere Klimaschutz in Deutschland nicht und nicht in der Welt, so Stöhr. Bayern verursache etwa doppelt so viele Treibhausgasemissionen pro Person wie der Durchschnitt der Welt. Darum müsse der Freistaat schon 2033 klimaneutral sein, um den gleichen Beitrag zu leisten wie andere Länder.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hatten ihre Aktion um 100 Sekunden vor 12 Uhr begonnen. Dies entspreche dem aktuellen Stand der "Weltuntergangsuhr", einem wissenschaftlichen Bild dafür, wie nah die Menschheit bereits ihrer Selbstvernichtung gekommen ist, erklärte Pater Alt. Rund 30 Menschen zeigten sich vor dem Tagungs-Hotel mit den Protestierenden solidarisch.