München (epd). Die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (Rias) Bayern hat die Antisemitismus-Vorwürfe jüdischer Studierendenverbände gegen ein Theaterstück am Münchner Metropoltheater bekräftigt. Die Aufführung des Stücks "Vögel" des kanadisch-libanesischen Schriftsteller Wajdi Mouawad (geboren 1968) enthalte "antisemitische Aussagen, die im Lichte der antiisraelischen Stoßrichtung des Werkes zu verstehen sind", teilte Rias Bayern mit. Die "reflexhafte Abwehr" der Kritik beispielsweise durch den früheren Münchner Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) verhindere eine inhaltliche Auseinandersetzung.

Die jüdische Hauptfigur in "Vögel" treffe beispielsweise Aussagen, durch die die Situation von Palästinensern mit der Verfolgung der Juden und damit der Schoah gleichgesetzt und damit "die Ermordung der europäischen Juden relativiert" wird. Zudem werde die Existenz "transgenerationaler Traumata" durch die Schoah infrage gestellt: Es entstehe "der Eindruck, dass Juden tendenziell rassistisch und in erster Linie verantwortlich für palästinensisches Leid seien." Fürsprecher des Theaterstücks kritisierten die jüdischen Verbände wegen der geäußerten Antisemitismus-Vorwürfe.

"In den Aussagen finden sich Kernelemente der Abwehr, die den kritisierten Antisemitismus bagatellisieren und den 'Antisemitismus-Vorwurf' zum eigentlichen Skandal machen wollen", sagte Rias-Bayern-Leiterin Annette Seidel-Arpaci. Die viel zitierte Freiheit der Kunst sei ein Scheinargument, "das leider häufig zu hören ist", wenn es um Antisemitismus oder "Israelkritik" gehe. "Könnte es keine inhaltliche Kritik an Kunstwerken eben, wären Literaturwissenschaft und Kulturwissenschaft im Ganzen obsolet", sagte sie. Solche "Abwehrreflexe" fänden sich in allen gesellschaftlichen Milieus.