München (epd). Die Menschen in Bayern haben nach Auffassung des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) im vergangenen Jahr ihr menschliches Gesicht und Herz gezeigt. So habe der Freistaat mehr Menschen aus der Ukraine aufgenommen als beispielsweise Frankreich, sagte Söder in seiner Neujahrsansprache. Besonders schön sei der gesellschaftliche Zusammenhalt. Davon ließen sich in Bayern Geborene wie Zugezogene anspornen.

Söder sprach auch die Sorgen um warme Wohnungen, bezahlbares Essen und die persönliche Zukunft an. Gleichzeitig müsse man Angriffe wie die Umsturzpläne von "Reichsbürgern" ernst nehmen und sich dagegen wehren. Als Optimist sage er aber, dass Bayern nicht nur Corona bewältigt habe, sondern genauso durch die anderen Krisen kommen werde.

Die evangelischen und katholischen Kirchen in Bayern erinnerten an die hoffnungsvolle Botschaft der Bibel. Nach Überzeugung des bayerischen evangelischen Landesbischofs Heinrich Bedford-Strohm spricht die Bibel von einem Gott, "der immer auf der Seite der Schwachen und Unterdrückten steht". Das mache der Bibelvers der Jahreslosung für 2023 deutlich, schreibt der Theologe in München veröffentlichten Neujahrsbotschaft.

Die Zusage "Du bist ein Gott, der mich sieht" aus dem 1. Buch Mose sei "die größte Quelle von Kraft, von Selbstachtung, von innerer Stärke", die er sich vorstellen könne. Die Jahreslosung könne einen neuen Impuls geben für das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Religionen und Konfessionen und helfen, den Missbrauch von Religion zur Rechtfertigung von Gewalt anzuprangern.

Der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, hat Christen angesichts aktueller Herausforderungen dazu aufgerufen, Hoffnung zu verbreiten. "Verdoppeln wir durch unser Klagen nicht die Beschwernisse der Krisen, sondern bringen wir uns kraftvoll mit unserer Hoffnung ein in die Gesellschaft und in die Kirche", forderte Marx in seiner Silvesterpredigt am Samstag im Münchner Liebfrauendom. Kirche, Staat und Gesellschaft könnten Krisen nur überwinden, wenn sie ein "gemeinsames Narrativ der Hoffnung" miteinander teilten.

Nach Ansicht des Augsburger katholischen Bischofs Bertram Meier darf sich die Kirche "nicht aus der Weltverantwortung stehlen". Die Kirche müsse in die Welt hineinwirken "als Salz und Sauerteig".

Der christliche Glaube ist nach Überzeugung des Regensburger evangelischen Regionalbischofs Klaus Stiegler ein "großer Schatz" für das Leben. Aus der Zusage Gottes, dass er der Welt und jedem einzelnen Menschen in Liebe zugewandt sei, entstehe "eine nie versiegende Quelle an Lebenskraft", sagte er in seiner Silvesterpredigt am Samstag in der Regensburger Lukaskirche laut Predigtmanuskript.

Der Augsburger Regionalbischof Axel Piper rief angesichts des Kriegs in der Ukraine und weltweiter Krisen zur Zuversicht auf. Es gehe nicht darum, aus Angst die Augen vor der Wirklichkeit zu schließen und sich in eine bessere Welt zu träumen, sagte Piper am Silvesterabend in Augsburg. Vielmehr sei es wichtig, nach Ermutigungen zu suchen und "ganz bewusst" die Augen auch auf die vielen positiven Dinge zu richten.