Erlangen (epd). Für den Kampf gegen Demenz gibt es Apps für Gedächtnistrainings, Übungen zur Gehirnfitness, Demenz-Früherkennungstests oder Organisationshilfen für den Pflegealltag. Die Qualität der meisten Demenz-Apps ist aber nach Auffassung eines Forschungsteams der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und des Digitalen Demenzregisters Bayern (digiDEM Bayern) unzureichend. Die Wirksamkeit der meisten Demenz-Apps sei überhaupt nicht wissenschaftlich belegt, teilte die FAU am Donnerstag mit. Wenn für sie Geld verlangt werde, sei das "digitale Kurpfuscherei", sagte der Neurologe und Gesundheitsökonom Peter Kolominsky-Rabas.

Viele der digitalen Helfer hätten nur eine "mittelmäßige" Qualität für die Nutzer. Kriterien der Nutzerqualität seien Funktionalität, Ästhetik, Informationsgehalt und Fragen zur Patientensicherheit und Güte des therapeutischen Angebots gewesen, hieß es. "Der Bereich der Patientensicherheit erhielt sogar die schlechteste Bewertung", erläuterte Michael Zeiler vom Lehrstuhl für Medizinische Informatik der FAU und wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt digiDEM Bayern. Die Nutzer hätten falsche Rückmeldungen und unkorrekte Informationen auf Fragen zu möglichen Risiken und schädlichen Effekten erhalten.

In Sachen Digitalisierung des Gesundheitssystems habe Deutschland massiven Nachholbedarf, erklären die Forscher. Zugleich seien digitale Gesundheitsanwendungen aus dem App-Store immer beliebter. Bis auf wenige Ausnahmen würden Gesundheits-Apps nicht als Medizinprodukte gelten. "Der positive Versorgungseffekt ist nicht immer nachgewiesen", erläuterte Kolominsky-Rabas. Er forderte dringend, eine regelmäßige Qualitätsüberprüfung der Gesundheits-Apps nach strengen wissenschaftlichen Kriterien.

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