München, Berlin (epd). Die Kindertageseinrichtungen in Deutschland leiden laut einer Umfrage unter wachsendem Personalmangel und können ihren Bildungsauftrag nicht mehr im vollen Umfang leisten. Bei einer Umfrage unter fast 5.400 Kita-Leitungen hätten fast zwei Drittel (64 Prozent) der Befragten angegeben, dass sie im vergangenen Jahr in mehr als 20 Prozent der Arbeitszeit mit zu wenig Personal arbeiten mussten, wie der Verband Bildung und Erziehung (VBE) am Dienstag auf dem Deutschen Kitaleitungskongresses (DKLK) in Düsseldorf mitteilte. Auch der VBE-Landesverband Bayern war an der Umfrage beteiligt.

Auf Basis der Daten, die vom 19. Oktober 2022 bis 8. Januar 2023 erhoben wurden, hätten etwa 10.000 Kitas in mehr als der Hälfte der Zeit in aufsichtspflichtrelevanter Personalunterdeckung gearbeitet, hieß es. Damit lägen die aktuell präsentierten Zahlen zweieinhalbmal so hoch wie die Zahlen, die Anfang 2021 präsentiert wurden, sagte der stellvertretende VBE-Bundesvorsitzende Tomi Neckov bei der Vorlage der Ergebnisse der DKLK-Studie 2023. Fast 95 Prozent der Kitaleitungen hätten angegeben, dass sich der Personalmangel verschärft habe. Es sei schwieriger geworden, passendes Personal zu gewinnen, oder es werde Personal eingestellt, das noch vor Jahren wegen mangelnder Qualifikation nicht eingestellt worden wäre.

Der Personalmangel in den Kitas gefährde den gesetzlichen Kernauftrag zur Förderung der Entwicklung des Kindes zu einer selbstbestimmten, eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit, erklärte der VBE. Laut der Umfrage berichteten fast neun von zehn Kitaleitungen über negative Auswirkungen des Personalmangels auf die pädagogische Qualität.

Fast alle Kitaleitungen sagten, dass die hohe Arbeitsbelastung in den Einrichtungen zu mehr Fehlzeiten und Krankschreibungen geführt habe. Über 80 Prozent der befragten Einrichtungsleiterinnen und -leiter gaben an, dass Mitarbeitende unzufrieden mit der pädagogischen Arbeit seien und sich der Personalmangel negativ auf deren Arbeit auswirke. Gleichwohl erklärten immerhin noch etwa 80 Prozent der Befragten, dass sie ihre Leitungstätigkeit gerne ausübten.

Als Konsequenzen aus der Studie fordert der VBE unter anderem eine "verlässliche, aufeinander abgestimmte Finanzierungsgemeinschaft aus Bund, Ländern, Kommunen und Trägern", die eine bundesweite Fachkräfteoffensive zum Ziel hat. Zudem seien schnelle Maßnahmen zur Beseitigung der Personalengpässe und nachhaltige Investitionen in eine "wahrnehmbare Verbesserung der Arbeitsbedingungen" nötig.

Die DKLK-Studie 2023 ist eine Umfrage von Fleet Education Events in Kooperation mit dem VBE-Bundesverband sowie den vier VBE-Landesverbänden in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Nordrhein-Westfalen. Der VBE vertritt nach eigenen Angaben die Interessen von etwa 164.000 Pädagoginnen und Pädagogen.

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