Eichstätt (epd). Pflegeheime, Kindergärten, Krankenhäuser und Wohneinrichtungen in Deutschland könnten jede Menge CO2 einsparen. In den rund 100.000 Sozialimmobilien werden nach Berechnungen einer Gruppe von Forschern der Katholischen Universität Eichstätt (KU) jährlich Emissionen von bis zu 14 Millionen Tonnen Kohlendioxid ausgestoßen. Dies verursache pro Jahr volkswirtschaftliche Kosten in Höhe von rund 9,8 Milliarden Euro. Die Unternehmen und die Verbände der gemeinnützigen und privaten Wohlfahrtspflege wollten zwar schnell die Dekarbonisierung erreichen, dazu sei es aber nötig, das aktuelle Sozialgesetz zu erweitern, so die Wissenschaftler in einer Mitteilung der KU vom Freitag.

Das Sozialgesetz verlange bislang, dass Pflege,- Beratungs- oder Betreuungsleistungen "ausreichend, zweckmäßig und wirtschaftlich" sein müssten. Eine Erweiterung um den Aspekt "nachhaltig" würde besonders in Verhandlungen mit den Leistungsträgern den nötigen Spielraum für die Refinanzierung von Gebäudesanierungen schaffen, so die Arbeitsgruppe. Sie schlägt weitere finanzielle Unterstützung der Sozialunternehmen vor, die ihre Immobilien sanieren.

Für die sozialwirtschaftlichen Immobilien müsste der Bund als klimapolitischer Akteur konkrete Einsparziele und den politischen Preis für eine eingesparte Tonne Kohlendioxid benennen, so die Forscher weiter. Konkreter Anreiz für zeitnahe Investitionen könnte ein Zertifikatehandel für die Sozialwirtschaft sein. Weiter plädiert die Arbeitsgruppe dafür, dass die Sozialwirtschaft auch als Energieproduzent auftreten darf. Sozialunternehmen sollten Strom erzeugen können, ohne ihren Gemeinnützigkeitsstatus zu verlieren. Dies gelte auch für die Gebäude von Kirchen, Gewerkschaften oder gemeinnütziger Wohnungsgesellschaften.

Innerhalb der gesamten Sozialwirtschaft könnten hochgerechnet mehr als 4,2 Millionen Megawattstunden pro Jahr durch Photovoltaik hergestellt werden, sind die Eichstätter Wissenschaftler überzeugt. Dies entspreche laut Statistischem Bundesamt dem jährlichen Stromverbrauch von mehr als 610.000 Personen. Nach einer energetischen Sanierung und dem Einbau von Wärmepumpen könnten die Einrichtungen, in Kombination mit dem Ausbau von Photovoltaik auf den Dachflächen, mindestens 70 Prozent der aktuell benötigten Energie selbst herstellen und einsparen.