München (epd). Als Vorbild für den ukrainischen Widerstand hat der Schriftsteller Andrej Kurkow die Geschwister Scholl bezeichnet. Die Menschen in der Ukraine "lernen, dem Bösen und Unrecht zu widerstehen, unter anderem von der Weißen Rose, von Sophie und Hans Scholl und ihren Gleichgesinnten", sagte Kurkow laut Manuskript am Montagabend bei der Verleihung des "Geschwister-Scholl-Preis 2022" in der Ludwig-Maximilians-Universität. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels und die Landeshauptstadt München zeichneten Kurkow für sein "Tagebuch einer Invasion" aus.

Die Geschwister Scholl hätten in einem Deutschland "ohne Antisemitismus, ohne Nazi-Ideologie" leben wollen, sagte Kurkow. Dafür hätten sie mit friedlichen Mitteln gekämpft, statt sich systemkonform zu verhalten. Der Preisträger erinnerte an die Untergrundorganisation "Gelbes Band", die während der neunmonatigen russischen Besatzung von Cherson ukrainische Fahnen aufgehängt und Flugblätter mit Symbolen des Widerstands verbreitet und so den Menschen Mut gemacht hätten. "Die Ukrainer kennen den Preis, der für die Freiheit und eine glückliche Zukunft ihrer Kinder und Enkel zu zahlen ist", schloss Kurkow. Der Kampf der Geschwister Scholl werde zukünftige Generationen "immer inspirieren".

Die Zweite Bürgermeisterin Kathrin Habenschaden (Grüne) würdigte Kurkows "Tagebuch einer Invasion" als Werk, "das von geistiger Unabhängigkeit zeugt und geeignet ist, bürgerliche Freiheit, moralischen und intellektuellen Mut zu fördern". Nach diesen Kriterien, die an das Vermächtnis von Hans und Sophie Scholl erinnerten, werde der Geschwister-Scholl-Preis verliehen.