Würzburg (epd). In Würzburg sollen am 2. Dezember 23 weitere sogenannte Stolpersteine zur Erinnerung an Opfer des Nationalsozialismus verlegt werden. Es ist inzwischen das 30. Mal, dass die bronzenen Gedenksteine in Würzburg in den Boden eingelassen werden, teilte der Arbeitskreis Stolpersteine am Freitag mit. Zwischen 9 und 16 Uhr werden die Stolpersteine an 15 Orten im Stadtgebiet verlegt. Danach gibt es 648 Stolpersteine in Würzburg - so viele, wie in keiner anderen bayerischen Stadt.

Ein besonderes Augenmerk lenkt der Arbeitskreis auf zwei Verlegungen am 2. Dezember: Um 10.30 Uhr wird in der Domstraße 38 der fünfköpfigen Familie Pollack gedacht, die aus Giebelstadt stammte. Zwei Kinder im Alter von 13 und 15 Jahren wurden von den Nazis eigens aus einem Kinderheim in München nach Würzburg beordert, um dann sofort in den sicheren Tod zu gehen. Zu der Verlegung um 14 Uhr in der Stephanstraße reisen Verwandte der Opfer aus Israel und Frankreich an.

Am 6. Dezember findet im Nachgang der 30. Verlegung eine Abendveranstaltung im großen Ratssaal des Rathauses statt. Referent an diesem Abend wird der Historiker und Ressortleiter Innenpolitik der "Süddeutschen Zeitung", Joachim Käppner, sein. Er spricht zum Thema "1941 - Der Angriff auf die ganze Welt", mit dem gleichen Titel ist auch ein Buch von ihm erschienen. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr, Zutritt ist wegen der Corona-Pandemie nur mit 2G-Status und nach Anmeldung möglich.

Das Stolpersteine-Projekt des Künstlers Gunter Demnig startete im Jahr 1992 und ist mit mehr als 75.000 Stolpersteinen in mehr als 25 Ländern das größte dezentrale Mahnmal weltweit. Die Steine, kleine quadratische Bronzeplatten in Kopfsteinpflastergröße mit Informationen zu den Personen, werden immer vor den letzten selbstgewählten Wohnorten der NS-Opfer in den Boden eingelassen. Die Stadt mit den zweitmeisten Stolpersteinen in Bayern ist Regensburg mit ungefähr 210 Stück.

Der Würzburger Arbeitskreis Stolpersteine sucht für neue Stolpersteine und Stolperschwellen fortlaufend Spender sowie Paten, die die Anschaffung finanzieren.