Auftritte von Markus Lüpertz sorgen stets für Aufsehen: Der Künstler mit dem gepflegten grauen Spitzbart ist immer in maßgeschneiderte Anzüge aus feinstem Zwirn gekleidet. Accessoires wie Einstecktücher, goldene Krawattennadeln, auffällige Fingerringe und Gehstöcke mit kunstvoll verzierten Knäufen komplettieren sein Outfit. Sein Auftreten brachte Lüpertz den Titel "Malerfürst" ein, den er aber selbst ablehnt. Er verstehe die Aufregung nicht, sagte er in einem Interview zu seiner letzten großen Museumsausstellung im Münchner Haus der Kunst Ende 2019: "Ich bin einfach ein gut gekleideter älterer Herr."

Dabei wird dem früheren Rektor der Düsseldorfer Kunstakademie ein ausgeprägter Hang zur Selbstdarstellung nachgesagt. In Interviews sprach er mehr als einmal von seiner eigenen Genialität. Die Malerei betrachtet er als elitäre "Königsdisziplin", sagte er anlässlich der Ausstellung 2019. Sie stehe zwar heute im Schatten neuer Medien, was einem allgemeinen Mangel an Bildung geschuldet sei. Letztlich seien die Malerei und damit die Künstler aber auch heute das, was sie immer gewesen seien, nämlich Ausnahmeerscheinungen. "Und die Maler sind dann eben Elite."

Lüpertz, der 1941 im böhmischen Reichenberg (heute Liberec) geboren wurde, wollte nach eigener Aussage von klein auf Maler werden. 1948 siedelte seine Familie aus der damaligen Tschechoslowakei ins niederrheinische Rheydt um. Lüpertz begann nach dem Besuch der Volksschule zunächst grafische Ausbildungen und besuchte dann ab 1956 die Werkkunstschule Krefeld.

1961 wurde er an der Düsseldorfer Kunstakademie angenommen, jedoch schon nach einem Semester wieder exmatrikuliert. Grund war nach seinen Worten eine Schlägerei. Unterkriegen ließ er sich davon nicht. Er arbeitete als freischaffender Künstler, bekam 1974 eine Professur an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe und kehrte 25 Jahre nach seinem Rausschmiss als Professor an die Düsseldorfer Akademie zurück. Ab 1988 war er dort 20 Jahre lang Rektor.

Markus Lüpertz - Karriere in der Malerei

Lüpertz begann seine Karriere in den 60er Jahren, als die abstrakte Malerei die Kunstwelt dominierte. Dennoch hielt er am Gegenstand fest. In seinen frühen Gemälden, die dem Neoexpressionismus zugerechnet werden, stellt er einfache, gegenständliche Formen in den Mittelpunkt: Dachpfannen, Ähren oder Helme. Aufsehen erregte 1968 sein mehr als zwölf Meter breites Gemälde "Westwall". Das abstrakt wirkende Bild, das aus seriell angeordneten Reihen grünlicher Zacken besteht, nimmt Bezug auf die fast 600 Kilometer lange Befestigungsanlage, die Hitler in der Eifel anlegen ließ.

Obgleich er Gegenstände malt, sieht er sich selbst als abstrakten Künstler. Lüpertz verbinde Abstraktion und Realismus, erklärt Walter Smerling, Direktor des Museum Küppersmühle für Moderne Kunst in Duisburg, der den Künstler als Kurator kennt und 2007 einen Film über ihn gedreht hat. "Er ist besessen von der Abstraktion und schafft immer wieder die Gegenüberstellung von Objekt und Form", so beschreibt Smerling Lüpertz darin.

Das Publikum fühlt sich oft provoziert. Vor allem Lüpertz' Skulpturen stoßen häufig auf Ablehnung. Seine 2005 in Salzburg aufgestellte einarmige Mozart-Skulptur etwa sorgte mit ihren weiblichen Kurven, den weit aufgerissenen Augen und dem weißen Gesicht für Empörung. Schon zwei Monate nach der Aufstellung wurde die Statue beschädigt. Auch Lüpertz' 2,70 Meter hohe Beethoven-Skulptur, ein leidender Koloss ohne Arme und mit nur einem Bein, erregte 2014 in Bonn Anstoß.

Markus Lüpertz und die Kunst

Lüpertz dehnt seine künstlerische Arbeit weit über die Grenzen der Leinwand und der Skulptur aus, entwirft auch Bühnenbilder und Kostüme, schreibt Gedichte und tritt als Free-Jazz-Pianist auf.

Außerdem schuf der zum Katholizismus konvertierte Vater von fünf Kindern immer wieder Kirchenfenster, etwa für die Kölner Dominikanerkirche Sankt Andreas, die Lübecker Marienkirche, die Evangelische Marienkirche in Lippstadt oder die Sankt-Elisabeth-Kirche in Bamberg. Doch auch damit eckt er mitunter an.

Sein Entwurf eines "Reformationsfensters" für die Hannoveraner Marktkirche - angeregt von Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) - sorgt seit über zwei Jahren für einen Rechtsstreit mit dem Erben des Kirchen-Architekten. Dieser macht geltend, das Buntglasfenster beeinträchtige die Optik des schlichten Kirchenraums.

Bezug zum Glauben hat auch eines seiner jüngsten Projekte: Für die Karlsruher U-Bahn entwarf Lüpertz 14 großformatige Keramikreliefs, die die Schöpfungsgeschichte zeigen. Unter dem Titel: "Genesis - Sieben Tage des Herrn" sollen sie unterirdische U-Bahn-Stationen in Kunst-Kathedralen verwandeln.