EKD-Synodenpräses: Weihnachtsgottesdienste stärken die Gemeinschaft

Weihnachtsgottesdienste bieten laut der Vorsitzenden der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Anna-Nicole Heinrich, die Chance, das Zusammengehörigkeitsgefühl unter den Menschen zu stärken. Dies muss ihrer Ansicht nach aber nicht auf die traditionelle Weise passieren: "Ich glaube, man muss ein bisschen das Bild vergessen, dass der Weihnachtsgottesdienst klassisch um 15 Uhr in der Kirche stattfindet - mit ganz vielen Leuten, die gar nicht alle einen Sitzplatz bekommen", sagte sie im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk laut Mitteilung vom Samstag. Durch die neueren Formate, die im Zuge der Corona-Pandemie entstanden sind, wie etwa digitale Gottesdienste oder Gottesdienste im Freien, könnten auch kirchenferne Menschen begeistert werden.

Sie selbst wollte an Heilig Abend an einem digitalen Gottesdienst-Format teilnehmen, sagte die 25-Jährige, die an der Universität Regensburg studiert. "Es ist wichtig, Gottesdienste zu feiern, denn da kommen Menschen zusammen, die sonst nicht zusammenkommen - gerade jetzt, wo wir merken, dass wir weniger Kontakte haben, dass wir uns manchen gegenüber fremd fühlen, weil sie auf einmal eine Position vertreten, die wir ihnen gar nicht zugetraut hätten", sagte sie etwa mit Blick auf Impfbefürworter und -gegner. "An der Krippe können alle zusammenkommen, da ist eigentlich niemand ausgeschlossen - nicht Esel, nicht Ochs, nicht die Könige aus dem Morgenland - alle dürfen dahinkommen."

Obdachlosen-Weihnacht: Bedford-Strohm begleitet den Gemeindesang

Wegen der Corona-Einschränkungen mussten obdachlose Menschen bei dem traditionellen weihnachtlichen "Matthäusfrühstück" in der Münchner Matthäuskirche wieder auf eine gemeinsame Mahlzeit verzichten. Dafür erlebten sie den bayerischen Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm als Musikant: Der Bischof begleitete mit seiner Geige den Gemeindegesang bei den bekannten Weihnachtsliedern "Stille Nacht" und "O du fröhliche" und gestaltete musikalisch den Gottesdienst mit einer Beethoven-Sonate und einem Werk von Vivaldi, begleitet von dem Landeskirchenmusikdirektor Ulrich Knörr.

Ein Gottesdienst mit einsamen oder obdachlosen Menschen führe mitten hinein in die Weihnachtsbotschaft, sagte der Bischof. Denn bei dem weihnachtliche Geschehen stünden Menschen im Mittelpunkt, die unterwegs gewesen seien und nicht wussten, wo sie unterkommen können. Wie Matthäus-Pfarrer Thomas Römer in seiner Ansprache sagte, gehe von Weihnachten ein himmlisches Licht aus, das die Herzen der Menschen erreiche und Schluss mit der Angst mache.

Nach dem Gottesdienst wurden noch in der Kirche Brotzeittüten verteilt, dabei auch ein Geburtstagskuchen zur Feier der Geburt von Jesus Christus. Am Ausgang erwartete die Gottesdienstbesucher Kaffee und eine persönliche Begegnung mit dem Landesbischof.

Regionalbischöfin Bornowski: Antennen ausstrecken für Nähe Gottes

Die Corona-Pandemie hat die Menschen nach Aussage der Ansbach-Würzburger Regionalbischöfin Gisela Bornowski mürbe gemacht. Bei manchen lägen die Nerven blank, die Spaltung der Gesellschaft bis hinein in die Kirche mache ihr Sorgen, sagte Bornowski am Samstag im Weihnachtsgottesdienst. Es gebe nicht nur Corona, sondern auch andere "große Not unter uns, Sorgen, Trauer, Einsamkeit".

Die Nähe Gottes sei aber "nicht allzu weit weg zu suchen", erklärte die Regionalbischöfin. Man müsse Augen und das Herz für Zeichen der Zuneigung Gottes im Alltag und im Alltäglichen offenhalten, seine "Antennen ausstrecken, und seine Nähe ersehnen". Gott mache seine Nähe nicht abhängig von der Befindlichkeit oder dem Frommsein". Durch die ersehnte Nähe zu Gott wachse die Zuversicht. "Zuversicht ist nicht, dass wir immer wissen, wo’s langgeht, und immer einen Rat zur Hand haben; Zuversicht ist, dass wir in schwierigen Zeiten nicht alleine sind - dass wir also zu Menschen und zu Gott sprechen können über all das, was uns belastet."

Bornowski rief auch dazu auf, über den eigenen Sorgen die Sorgen anderer nicht zu vergessen. "Die Hand, mit der ihr andere haltet, wird euch auch selber halten. Die Zuversicht, die ihr anderen schenkt, leuchtet euch auch selber. Das ist Gottes Versprechen", sagte sie.

Regionalbischof Stiegler: Leben im Glanz des elenden Krippenkindes

Die Weihnachtsgeschichte ist nach Überzeugung des Regensburger Regionalbischofs Klaus Stiegler viel mehr als nur eine Erinnerung an die Geburt eines Kindes unter elenden Umständen. Mit der Geburt Jesu zeige sich, dass alle Menschen Kinder Gottes seien, mit ihm verwandt und ihm ähnlich, sagte der evangelische Theologe in seiner Predigt am ersten Weihnachtsfeiertag in der Regensburger Dreieinigkeitskirche laut Manuskript.

Das Wunder der Heiligen Nacht verändere alles: "Im Gesicht eines armseligen Kindes zeigt sich Gott." Damit werde das Leben der Menschen unter eine neue Perspektive gestellt: "Auch als Erwachsene dürfen wir weiter wachsen, statt fertig zu sein, dürfen wir werden. Statt perfekt sein zu müssen, dürfen wir lernen unser ganzes Leben lang, nicht zuletzt auch aus den Fehlern, die wir gemacht haben." Die Gotteskindschaft bleibe ein Leben lang erhalten, "egal wie erwachsen, aufgeklärt, abgeklärt und alt die Menschen sind", sagte der Regionalbischof. "Wir leben im Glanz des elenden Krippenkindes."

Die Weihnachtsgottesdienst stand unter dem Motto "Wir stehen an Seiner Krippen hier" und wurde live gestreamt. Gezeigt wurden auch Bilder vom ökumenischen Krippenweg, der noch bis zum 6. Januar in der Regensburger Altstadt zu sehen ist.

Regionalbischöfin Greiner: Liebe zu Gott und den Menschen ist am wichtigsten

Das Wichtigste im Leben ist nach Aussage der Bayreuther Regionalbischöfin Dorothea Greiner die Liebe zu Gott und zu anderen Menschen. Aber "wir sind Menschen mit Grenzen", sagte die evangelische Theologin laut Predigtmanuskript im Weihnachtsgottesdienst am Samstag. Trotzdem seien alle Menschen Kinder Gottes - mit all ihren Grenzen und Schwächen. "Das ist reines Geschenk, unverdient." Denn die Gotteskindschaft hänge nicht von Lebensleistungen ab, sondern gründe in der ungebrochenen Liebe Gottes zu den Menschen, betonte Greiner.

Die Lebenssituation der Menschen sei heute in ungewisser als vor der Corona-Pandemie, sagte Greiner weiter. Die Pandemie habe klargemacht, dass Sicherheiten schnell weg sein könnten. "Gewiss scheint nur, dass wir alle - auch ohne Corona - irgendwann mal sterben." Die Menschen hätte nach zwei Jahren Übung im Umgang mit der Pandemie. Aber das gewohnte Leben sei nur teilweise zurück, die Menschen sehnten sich wieder nach mehr Gemeinschaft. "Doch: Wieder dicht an dicht im Gottesdienst sitzen und ohne Maske kräftig singen - das ist noch in weiter Ferne."

Augsburger Regionalbischof: Weihnachten ist eine Zukunftsschau

Das Weihnachtsfest ist nach Überzeugung des Augsburger Regionalbischofs Axel Piper mehr als nur eine Erinnerung an ein kleines wehrloses Baby im Stall, Bratapfelduft und Kerzenschein. Weihnachten sei zugleich eine Kraft nach vorne, in die Zukunft gerichtet, betonte der evangelische Theologe an Heilig Abend im Gottesdienst in St. Ulrich. Gott sei bei den Menschen bis zum Ende der Welt. Er habe mit jedem Menschen etwas Gutes vor, einen Neuanfang. "Dafür steht die Geburt Jesu in einem schäbigen Stall, ausgerechnet in Bethlehem", sagte Piper laut Mitteilung. Weihnachten sei immer auch eine Zukunftsschau.

Der Augsburger katholische Bischof Bertram Meier sagte in seiner Weihnachtspredigt am Samstag, dass man unterscheiden müsse zwischen Wort und Stimme. "Es gibt so viele Stimmen, auch in der Kirche, aber es gibt nur ein Wort: das kurze Wort, das Gott in eine Krippe gelegt hat." Nur so könnten synodale Initiativen und die Erneuerung der Kirche gelingen.

Eichstätter Bischof: Jesus ist das rettende Wort für die Welt

Der Eichstätter katholische Bischof Gregor Maria Hanke hat in seiner Weihnachtspredigt am Samstag die Kraft des Wortes betont. Das gute Wort, das tröstende und verständnisvolle Wort, das anerkennende Wort eines anderen mache das eigene Leben schön und wertvoll, sagte Hanke am Samstag im Ingolstädter Münster laut Mitteilung.

Einsamkeit ohne das Wort eines anderen Menschen, wie sie in der Corona-Pandemie alleinstehende, alte Menschen oftmals durchleiden mussten, sei hingegen eine Qual, sagte Hanke. Wo in einer Beziehung einer dem anderen das Wort verweigere, wo nicht mehr geredet oder gar Wichtiges verschwiegen werde, gestalte sich das Miteinander zur Hölle.

Jesus sei das "rettende Wort für die Welt", sagte Hanke weiter. Er sei "mehr als ein großartiger Mensch, als ein Weisheitslehrer, der die Menschen zum guten, ethischen Verhalten anleitet". In Jesu Geburt habe Gott der Welt Anteil an seinem innersten Wesen der Liebe und Barmherzigkeit gegeben. Hankes Predigt wurde auch im Radiosender Bayern 1 übertragen.

 

Regensburger Bischof kritisiert "Eiszeit" in der Gesellschaft

Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer hat an Heilig Abend an das Personal in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen erinnert. Sie vermittelten mit ihrem Dienst menschliche Wärme und übersetzten so die Botschaft von Weihnachten hinein in das konkrete Leben, sagte der katholische Theologe am späten Freitagabend in seiner Weihnachtspredigt im Regensburger Dom.

Angesichts der Corona-Pandemie und der Debatten um Corona-Maßnahmen und Impfpflicht herrschten in der Gesellschaft "winterliche Zeiten", sagte Voderholzer weiter. "Während der Klimawandel eine Erwärmung der Erde und ihrer Atmosphäre mit sich bringt, zeichnet sich in der Gesellschaft eher eine Eiszeit ab." Menschen wie Ärzte und Pfleger spendeten dagegen Wärme und folgten so dem Vorbild Christi.

Landesbischof Bedford-Strohm: Auf Stimme der Kinder hören

Der bayerische evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm hat in seiner Weihnachtsbotschaft dazu aufgerufen, die Verletzungen wahrzunehmen, die die Corona-Pandemie bei Kindern hinterlassen habe. Sorge, Anspannung und Genervtheit, die von den Erwachsenen ausgehe, habe sich während der Corona-Zeit "wie eine Wolke" auf das Gemüt der Kinder gelegt. Darum müsse man auf die Stimmen der Kinder hören und Gottes Nähe in ihren Verletzungen wahrnehmen, so der Landesbischof in einer Mitteilung am Donnerstag. Gott habe sich verletzlich gemacht, als er als neugeborenes Kind in die Welt gekommen sei, darum stehe Gott Menschen vor allem in ihrer Verletzlichkeit zur Seite.

Bedford-Strohm rief die Erwachsenen dazu auf, sich von der Hoffnung und Freude am Christuskind "verzaubern und anstecken zu lassen". Die weihnachtliche Freudenbotschaft gelte ohne Vorbehalte jedem Menschen. Niemand müsse sich durch besonders gute Leistungen oder einwandfreies Verhalten die Nähe Gottes verdienen. "Legt die Panzer ab, die ihr euch in eurem Leben immer mehr angelegt habt", appellierte Bedford-Strohm.

Regionalbischöfin Hann von Weyhern: Gottes Licht dringt durch Risse

In ihrer diesjährigen Weihnachtsbotschaft hat die Nürnberger evangelische Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern die Menschen aufgefordert, sich von Gott und den Menschen überraschen zu lassen. Es sei besonders wichtig, sich den erstaunten Blick für das Licht zu bewahren. Gerade durch die Risse in der Welt könne sich das Licht einen Weg bahnen "und uns treffen", sagte die Regionalbischöfin laut einer Mitteilung vom Donnerstag. "Überall dort, wo es gerade nicht perfekt ist, kann sich das Leben in unser Leben drängen, und sei es noch so eng."

Weihnachten bedeute, dass neues Leben nicht warten wolle und trotzdem zur Welt komme, so Hann von Weyhern, davon künde "jede Geburt unter einem Dach mit den überfüllten Intensivstationen unseres Landes". Man könne auch sagen: "Gott versetzt sich in einen Menschen".

Dekan Jürgen Körnlein: Gott entdecken

Wo Menschen im Gesicht eines anderen Menschen Gott entdecken, ist Weihnachten, hat der Nürnberger evangelische Stadtdekan Jürgen Körnlein am Heiligabend in der ökumenischen Christvesper in der Sebalduskirche gepredigt. "Überall dort, wo man nicht nur auf das 'wenn wieder alles besser wird' wartet, sondern dem 'Jetzt fängt es an' ein Gesicht gibt", wäre das ein Neuanfang. Wenn sich die Menschen, wie es Martin Luther vorgeschlagen habe "einander zu Christussen" würden, würde das alles in unserer Gesellschaft verändern, so Körnlein.

Sei katholischer Amtskollege Andreas Lurz sagte, Weihnachten sei "eine einzige große Trotzreaktion Gottes gegen das, was in dieser Welt nicht rund läuft". Gott habe den Himmel hinter sich gelassen und sei ein wehrloses Kind geworden. "Das ist ein Zeichen der Hoffnung, ganz besonders für alle, denen es dreckig geht und die unter dem Zustand unserer Welt leiden."

Menschen, die von dieser weihnachtlichen Botschaft erfüllt seien, seien hoffnungsvolle Menschen. "Diese Hoffnung ist kein Märchen, sie trägt das Gesicht des menschgewordenen Gottes,". "Sie finden sich nicht mit dem Status quo dieser Welt ab. Sie wollen nicht glauben, dass es nicht auch besser, freundlicher und liebevoller in dieser Welt zugehen könnte."

Jürgen Körnlein sagte, "Egoistisch-Denker und Schief-Denker" könnten so aufhören, Fakten als bloße Meinungen darzustellen. Die Menschen könnten sehen, was Pflegenden auf Intensivstationen zugemutet werde, und was Kranken, die dringend eine OP bräuchten, durch die belegten Intensivbetten vorenthalten werde. "Sie finden Schritte der Solidarität, kehren zurück zu einem Leben mit und für andere, weil das auch für sie selbst zum Besten wird. So auch beim weltweiten Klimaschutz".

Augsburger Bischöfe zusammen an der Krippe

Der Augsburger katholische Bischof Bertram Meier und der evangelische Regionalbischof im Kirchenkreis Augsburg, Alex Piper, haben erstmals gemeinsam eine Video-Botschaft zu Weihnachten aufgenommen. Weil ihr traditioneller Besuch bei einer Obdachlosen-Weihnacht in diesem Jahr wegen Corona ausfallen müsse, habe man zusammen die Weihnachtsbotschaft an der Krippe am Augsburger Rathausplatz aufgenommen.

In dem ökumenischen Weihnachtsgruß an die Kirchenmitglieder im Kirchenkreis und in der Diözese schlägt Bischof Bertram Meier vor: "Machen wir es wie Gott - werden wir Kind". "Aus klein wird groß, das ist für mich immer noch ein Wunder", ergänzte Regionalbischof Piper im Blick auf die weltweite Ausbreitung des Christentums. Das zweiminütige Video ist zu sehen unter www.schwaben-evangelisch.de sowie auf der Homepage des Bistums Augsburg unter www.bistum-augsburg.de.

Kardinal Marx: Weihnachten ist Kraftquelle

Der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, hat in seiner Weihnachtspredigt am Heiligenabend im Münchner Liebfrauendom betont, ohne Gott fehle der Blick auf das Ganze der menschlichen Wirklichkeit. "Und es fehlt der liebende Blick auf den konkreten Menschen, besonders auf den Menschen im Leid, in Armut, in Schwäche, in Krankheit", sagte der Kardinal laut Predigtmanuskript.

Weihnachten könne Anstoß sein zu einer neuen "Suche danach, was Gott bedeutet", nach einer Kraftquelle, die Hoffnung gebe. "Denn Hoffnung ist doch die wichtigste Ressource in dieser Zeit", so Marx. Auftrag der Kirche sei es, "auch mitten in dieser Pandemie-Welle Weihnachten zu feiern und den menschgewordenen Gott in unserer Mitte zu verkünden". Die Geschichte von Bethlehem wolle erzählen, dass Gott keine Theorie, sondern konkretes Leben sei.

Bischof Franz Jung: Christus wagt sich in zerrissene Welt

Angesichts der Klimakrise, Corona-Krise, einer zerrissenen Gesellschaft, Millionen Menschen auf der Flucht, Wasserknappheit und dem Kampf um die Rohstoffe liegt die Welt im Argen, hat der Würzburger katholische Bischof Franz Jung in seiner Predigt in der Christmette im Würzburger Dom festgestellt. Für Schwarzseher gebe es genug Gründe, nicht auf diese Welt zu kommen. Christus aber sei in diese "gebrochene" Welt gekommen. In Christus wage Gott sich selbst als Mensch in diese Welt und setze sich dem Leiden der Menschen aus.

Das "Ja" von Christus zu den Menschen, sich den Herausforderungen des Lebens stellen, werde an Weihnachten verkündet. Wenn Gott die Menschennatur annehme, sage er zu jedem Menschen Ja, sagte der Bischof. Christus gehe mit den Menschen "durch das Dunkel dieser finstersten Nacht". Er wünsche den Gläubigen, dass sie angesichts einer zerrissenen Welt, vieler ungelöster Konflikte und angesichts von Leid und Tod nicht zu verzagten, "sondern das göttliche Ja an Weihnachten zu dieser Welt mitsprechen", sagte Jung. Nur so könne man weihnachtlichen Frieden im eigenen Herzen, aber auch in dieser Welt erlangen.

Bamberger Erzbischof Ludwig Schick: Weihnachten ist therapeutisches Fest

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hat in seiner Predigt am Heiligabend dazu aufgerufen, Weihnachten als "therapeutisches Fest" zu feiern. Die Botschaft vom Licht, das die finsteren Nächte des Lebens erleuchte, heile die Wunden der Einsamkeit und der Ängste, sagte Schick in der Christmette im Bamberger Dom, die im Internet übertragen wurde. "Zu jedem Heilungsprozess gehört auch die Hoffnung, dass es besser wird. Weihnachten ist ein Fest der Hoffnung", sagte der Erzbischof laut Predigtmanuskript.

Im Weihnachtsevangelium werde die Ankunft eines anderen, neuen Lebens vorgestellt. Fürsorge und Liebe, Güte und Wohlwollen stellten sich gegen Herzenshärte und Gefühlskälte. Weihnachten verheiße, "dass hinter dem rauen Weltlichen sanftes Göttliches vorhanden ist, dass trotz der vielen Kriege Frieden möglich ist, dass es in uns Menschen nicht nur die kalte Vernunft gibt, sondern auch das warme Herz", so Schick.

Weihnachtliche Texte und Lieder seien keine historischen Berichte und wollten keine naturwissenschaftlichen Erkenntnisse vermitteln, erklärte der Erzbischof. "Sie sind vielmehr Medizin, die Heilungs- und Heilwirkung entfalten. Sie erweisen sich als therapeutisch, wenn man sie wirklich an sich heran- und in sich hineinlässt".

Weihnachten sei das Fest der Kinder, stellte Schick weiter fest. In der Pandemie seien die Kinder und Jugendlichen vernachlässigt worden. Viele Kinder seien einsam geworden, fühlten sich verlassen und litten unter Traurigkeit und Depression. Weihnachten solle sie in den Mittelpunkt stellen: "So wie in der Krippe das Kind Zentrum und Mittelpunkt ist, so sollen es auch die Kinder und Jugendlichen sein".