Mit einem festlichen Gottesdienst ist Berthild Sachs am Sonntag als neue Regionalbischöfin im Kirchenkreis Bayreuth offiziell in ihr Amt eingeführt worden. Am Gottesdienst in der Bayreuther Stadtkirche, der auch live im Bayerischen Fernsehen übertragen wurde, nahmen zahlreiche Vertreter aus Gesellschaft, Politik und Kirchen teil. Die 58-jährige Sachs folgt auf Dorothea Greiner, die vergangenes Jahr in den Ruhestand getreten ist. Die neue Regionalbischöfin war zuvor unter anderem Dekanin in Schwabach und Gräfenberg.

Der bayerische Landesbischof Christian Kopp würdigte Sachs als gründliche, kluge und scharfsinnige Persönlichkeit, die "gut im Gespräch mit anderen" sei. Sie sei eine "Teamplayerin, durch und durch kollegial". In ihrer neuen Funktion als Regionalbischöfin und Mitglied im Landeskirchenrat solle Sachs sich "an die Wahrheit halten und von der Liebe leiten lassen", sagte Kopp. Liebe und Wahrheit seien Zwillinge, die man nicht auseinanderreißen dürfe: "Denn Wahrheit ohne Liebe kann unbarmherzig sein, und Liebe ohne Wahrheit kann Wunden reißen." Die bayerischen Protestanten wollten Kirche "so gestalten, dass wir in der Wahrheit und der Liebe bleiben - darunter machen wir es nicht", erklärte der Landesbischof.

In ihrer Predigt sagte Sachs, der christliche Glaube sei für sie wie eine umgekehrte Domino-Kettenreaktion. Als Kinder hätten sie mit Vergnügen Filmaufnahmen rückwärts abgespult: "Da wachsen dann die zuerst verstreuten Bauklötzchen zum hohen Turm", erinnerte sich Sachs auf der Kanzel der Bayreuther Stadtkirche. Baustein für Baustein werde "wie durch eine unsichtbare Kraft unaufhaltsam aufgerichtet." Es habe schwere Momente in ihrem Leben gegeben, in denen sie selbst durch eine solche "Kettenreaktion des Glaubens" innerlich wieder aufgerichtet worden sei.

Sachs predigte über den Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom. "Christen lebten damals als Minderheit im römischen Reich", sagte die evangelische Theologin. Sie wurden kritisch beäugt, bei Vergehen verfolgt und bestraft: "Aber angesichts solcher Bedrängnisse bewährt sich die Hoffnung, ist Paulus überzeugt." Heute mache Bedrängnis Menschen oft "empfänglich für starke Parolen, für religiöse Verblendung, für Radikalisierung und Gewalt", sagte Sachs. So komme es zu "fatalen Dominoeffekte, viel zu oft." Christinnen und Christen jedoch hätten eine Hoffnung, die "nichts auf der Welt" zerstören könne, erläuterte Sachs: "Denn sie gründet sich auf Gott und unseren Glauben an ihn."

Nach dem Gottesdienst, der vom Kammerchor der Hochschule für evangelische Kirchenmusik Bayreuth gestaltet wurde, hieß der Coburger Dekan Stefan Kirchberger die neue Regionalbischöfin bei einem Empfang willkommen. Die Freude unter den Dekaninnen und Dekanen sei groß gewesen, als bekannt geworden sei, wer das Amt übernehmen werde, sagte Dekan Kirchberger laut Manuskript in seinem Grußwort. Allerdings seien "die Glückwünsche zum Antritt eines leitenden Amtes erhebend", die Erwartungen daran könnten jedoch erdrücken, so Kirchberger, der auch Stellvertreter der Regionalbischöfin ist. Er gab Sachs den Wunsch mit auf den Weg, sie möge "für alle ein offenes Ohr haben, wenn sie es brauchen".

Ursprünglich hatte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sein Kommen zum Einführungsgottesdienst zugesagt und auch ein Grußwort beim Empfang geplant - er wurde am Sonntag allerdings kurzfristig als CSU-Vertreter bei den Koalitionsverhandlungen in Berlin gebraucht. Zum Empfang waren Staatssekretäre und regionale Politiker sowie mehrere evangelische und katholische Kirchenleitende gekommen.

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