München (epd). Der Deutsche Alpenverein (DAV) erinnert mit einer Veranstaltung am Freitag (13.12.) an den Ausschluss der jüdischen Sektion Donauland am 14. Dezember vor 100 Jahren. Dieser "Akt von Antisemitismus und Ausgrenzung" sei eine "Zäsur in der Geschichte des Alpenvereins" gewesen, erklärte der DAV in einer Pressemitteilung vom Mittwoch. Die Erinnerung an die Vergangenheit sei für den DAV "Auftrag und Verpflichtung, uns entschlossen gegen jede Form von Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung zu stellen", sagte DAV-Präsident Roland Stierle.
Berge müssten ein Ort der Begegnung, Offenheit und Vielfalt bleiben, so Stierle weiter. Das "zeitlose Motto" der Sektion Donauland drücke aus, worum es auch heute noch gehe: "Freie Bergsteiger in freien Bergen zu sein." Besonders vor dem Hintergrund aktueller politischer Entwicklungen in Deutschland wolle der DAV mit seiner Erinnerungs- und Kulturarbeit "ein Zeichen für eine inklusive und offene Gesellschaft" setzen.
Im Dezember 1924 hatte der Deutsche und Oesterreichische Alpenverein die Wiener Sektion Donauland ausgeschlossen. Sie war 1921 gegründet worden, "nachdem immer mehr Sektionen einen 'Arier-Paragraphen' eingeführt hatten", heißt es in einer DAV-Broschüre mit dem Titel "Ausgeschlossen. Jüdische Bergsteiger* innen und der Alpenverein". Donauland sei drei Jahre lang Zufluchtsstätte für Bergbegeisterte gewesen, denen andere Sektionen wegen ihrer jüdischen Herkunft oder ihrer liberalen Einstellung "mit aggressiven, undemokratischen Methoden zugesetzt" hatten.
Die Sektion Donauland bestand nach 1924 als selbstständiger Verein weiter. Nach dem Anschluss Österreichs an Nazi-Deutschland wurde sie 1938 von der Gestapo aufgelöst und enteignet. In den letzten Jahrzehnten habe sich der DAV intensiv mit seiner Vergangenheit in der NS-Zeit auseinandergesetzt, heißt es in der Pressemitteilung. So war 2011 im Alpinen Museum München die Ausstellung "Berg Heil! Alpenverein und Bergsteigen 1918-1945" zu sehen. Die Donauland-Hütte wurde 2023 durch den Österreichischen Alpenverein wiedereröffnet.
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