München (epd). Der bayerische Antisemitismusbeauftragte Ludwig Spaenle hat die Karikatur des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski in der Süddeutschen Zeitung (SZ) kritisiert. Diese sei eine üble Verzeichnung des jüdischen Präsidenten und aus seiner Sicht nicht akzeptabel, sagte Spaenle am Freitag. Die Darstellungsform lasse bei vielen Rezipienten weit weg von der Realität antisemitische Klischees wachwerden.

"Das ist für mich deshalb auch persönlich verstörend, da ich die Süddeutsche Zeitung in der Berichterstattung über antisemitische Strömungen, Vorfälle und Straftaten sehr schätze", betonte Spaenle. Sie mache nämlich deutlich, dass für Antisemitismus kein Platz in Gesellschaft und Medienlandschaft sein dürfe. "Schade, dieses Mal ging die Karikatur daneben."

Die Karikatur in der Feiertagsausgabe (25. Mai) zeigt einen übergroßen Selenski, der digital zum Weltwirtschaftsforum in Davos zugeschaltet ist. Auf Twitter regte sich schnell Kritik: Die User sahen Selenski im Stile von Karikaturen aus der NS-Zeit als "geifernd, übergroß und mächtig" dargestellt oder als "monströse Gestalt, die den Rest der Welt überwacht und beherrscht". Kritik kam auch von der Jüdische Studierendenunion Deutschland und der Jüdischen Allgemeinen.

Die SZ widersprach der Kritik: "Diese Karikatur ist die zeichnerische Umsetzung der Fernsehbilder vom Montag": der ukrainische Präsident auf der Videowand, und damit im XXL-Format, vor dem Publikum in Davos. "Sie illustriert, wie dominierend das Thema Ukraine dort ist."