Nürnberg (epd). "Frauen machen Druck!" ist der Titel einer Ausstellung über Buchdruckerinnen im Nürnberg der Frühen Neuzeit. Sie stellt ab Dienstag, 23. Mai, 14 Buchdruckerinnen in Nürnberg und Altdorf bei Nürnberg vor, teilte die Stadt Nürnberg am Montag mit. Die Frauen waren zwischen 1530 und 1730 Leiterinnen der Werkstätten, nachdem ihre Männer gestorben waren. Die Ausstellung ist bis zum 19. August in der Stadtbibliothek im Bildungscampus Nürnberg zu sehen.

Das Handwerk war Jahrhunderte lang reine "Männersache". Frauen seien in der Regel von der Lehre ausgeschlossen gewesen, heißt es in der Mitteilung. Sie verrichteten aber Hilfsdienste in den Werkstätten und konnten sich dabei ausbilden, um als Witwen die Werkstätten weiterzuführen. Frauen im Witwenstand durften entweder vorübergehend bis zur Wiederverheiratung, bis zur Übergabe an einen Erben oder gar dauerhaft eine Werkstatt weiterbetreiben. In einer Zeit ohne Sozialkassen habe diese Regelung im Handwerkerrecht die Selbstversorgung der Witwen geregelt und sollte vor Armut bewahren.

Im Buchdruck lasse sich dies gut nachvollziehen, so die Ausstellungsmacher, denn Druckerzeugnisse seien in großer Zahl erhalten. In anderen Handwerken seien aber die Produkte nach und nach verloren gegangen. Abrechnungen mit eigenhändigen Unterschriften deuten darauf, dass die Frauen Buchführung und Verkauf und Kontaktpflege zu den Autoren übernahmen. An den Setzkästen sei keine von ihnen gesessen.

Eine der gezeigten Unternehmerinnen ist Kunigunde Hergot, die nach der Hinrichtung ihres Mannes eine der leistungsfähigsten Druckereien während der Reformationszeit in Nürnberg weiterführte. Sie habe neben Reformationsschriften auch Lieder gedruckt. Katharina Gerlach, die von 1575 bis zu ihrem Tod 1591 eine Druckwerkstatt fortführte, erweiterte die Vielfalt der Erzeugnisse um Universitätsschriften, Amtsschriften für den Rat oder Kleinschriften zu Geburt, Hochzeit und Tod. Aus Altdorf ist die Tätigkeit der Universitätsdruckerin Margaretha Göbel überliefert. Sie bewältigte in 18 Monaten rund 100 Druckaufträge, woraufhin ihr das Geschäft jedoch zu mühsam wurde und sie sich 1665 wiederverheiratete.

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