Nürnberg (epd). Die Israelitische Kultusgemeinde (IKGN) und die evangelische Kirchengemeinde St. Sebald in Nürnberg haben das gemeinsame Ausstellungsprojekt "Stein & Tür" eröffnet. Wie Pfarrer Martin Brons dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Donnerstag sagte, seien bei Sanierungsarbeiten in einem Nebenraum des Sebalder Pfarrhofs jüdische Spuren entdeckt worden. Daraus sei ein "Einraum-Museum" entstanden.

Hinter dem Putz hatte man im Mai 2019 den Grabstein einer im Jahr 1334 verstorbenen Frau Gutlin im Mauerwerk gefunden. Der Stein stammt vom 1499 zerstörten jüdischen Friedhof. Wie und warum er seinen Weg ins Mauerwerk fand, weiß man nicht. Im Juli 2020 stießen dann Restauratoren auf eine darunter liegende Holztüre mit dem hebräischen Segen "Durch diese Tür soll kein Kummer kommen". Sie stammt aus einer Zeit, in der der Pfarrhof unter dem damaligen Probst Pfinzing grundlegend saniert worden sei, so Brons.

Nach jüdischem Glauben dürfen Gräber nicht aufgelassen und keine Grabsteine an andere Orte gebracht werden, sagte Jo-Achim Hamburger, Vorsitzender der IKGN. Dass nun in Zusammenarbeit mit der Sebalder Gemeinde ein Erinnerungsort entstanden ist, sei das Ergebnis einer Beziehungsarbeit, die vor drei Jahren begonnen und Früchte getragen habe.

In dem Raum wird die Geschichte rund um Stein und Tür erzählt, aber auch an in Vergessenheit geratene Spuren jüdischen Lebens in Nürnberg erinnert. Darunter an die Kinderbuchautorin Else Dormitzer (1877 - 1956), das Anfang des 20. Jahrhunderts gegründete "Schocken"- Kaufhaus oder den Rabbiner Mordechai ben Hillel, der Ende des 13. Jahrhunderts eine Zusammenstellung von Gesetzestexten verfasste.

Die teils interaktive Ausstellung wird vom Verein "1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland", der Zukunftsstiftung der Stadtsparkasse sowie dem evangelischen Dekanat und der Stadt Nürnberg gefördert.