München (epd). Eine Delegation aus Kamerun wird am 24. und 25. Juni das Museum Fünf Kontinente besuchen, um sich dort über die während der deutschen Kolonialzeit nach München gebrachten Werke zu informieren. Die Delegation bestehe aus traditionellen Oberhäuptern der Fang-Beti-Gesellschaften Kameruns sowie Vertretern der Regierung und staatlicher Kultureinrichtungen, teilte das Museum mit. Sie wollen die Dauerausstellung sowie Depots besuchen und mit Museumsvertreterinnen und -vertretern über den zukünftigen Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten sprechen, hieß es weiter. Außerdem wird es am 24. Juni um 19 Uhr ein öffentliches Podiumsgespräch geben.

Das Museum Fünf Kontinente führt nach eigenen Angaben seit mehreren Jahren einen offenen Dialog mit Vertreterinnen und Vertretern der Kameruner Zivilgesellschaft. Derzeit erforscht das Museum in Zusammenarbeit mit dem Nationalmuseum Kameruns die Herkunft seiner Bestände aus der Region Jaunde. Das Forschungsprojekt wird vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste gefördert.

Im Zentrum des Interesses steht die fast fünf Meter lange Skulpturengruppe Dzom So'o. Das Kunstwerk repräsentiere die Ausbildung und Initiation von jungen Männern der Elite der Fang Beti, einer ethnischen Gruppe im Süden Kameruns, um 1900, hieß es weiter. Es sei über den Kolonialoffizier Hans Dominik sowie den Kunsthandel 1922 nach München gekommen. Das So'o-Ritual wurde um 1907 von der deutschen Kolonialverwaltung verboten, da es mit Widerstandsaktivitäten in Verbindung gebracht wurde.

Von den traditionellen Oberhäuptern der Fang Beti wird der Dzom So'o als bedeutendes Stück Kulturgut betrachtet, das sowohl kulturgeschichtliche wie auch spirituelle und politische Bedeutung trägt. Zuletzt war die Figurengruppe in der Sonderausstellung "Der Kolonialismus in den Dingen" von November 2024 bis Mai 2025 im Museum Fünf Kontinente zu sehen.

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