Nürnberg (epd). Immer mehr Menschen in Bayern brauchen nach Einschätzung der Diakonie Bayern die Hilfe von Schuldnerberatungsstellen. Rund 700.000 Menschen im Freistaat seien überschuldet, heißt es in einer Mitteilung des evangelischen Wohlfahrtsverbands vom Mittwoch. Die Wartelisten in den Schuldnerberatungsstellen seien lang. Die Corona-Pandemie und die Inflation würden die Situation vieler Haushalte zusätzlich verschärfen, sagte Sandra Schuhmann, Vorständin im Diakonischen Werk. Sie forderte daher mehr Schuldnerberatungsstellen. Jedem Menschen, der überschuldet sei oder davon bedroht, müsse kurzfristig eine kostenfreie Schuldnerberatung angeboten werden.

Laut einer Umfrage bei den diakonischen Schuldnerberatungsstellen leiden die Ratsuchenden verstärkt unter Existenz- und Zukunftsangst und unter psychischen Problemen. Weil alles teurer werde, wüssten viele nicht mehr, wie sie das Geld für Essen, Miete und Strom aufbrächten. Haushalts- und Budgetberatungen sowie Insolvenzberatungen würden verstärkt nachgefragt. Auch immer mehr Selbstständige rutschten unter die Armutsgrenze und suchten Rat.

"Armutsbekämpfung muss politisch einen viel höheren Stellenwert bekommen", forderte Schuhmann zur bundesweiten ‚Aktionswoche Schuldnerberatung‘ vom 30. Mai bis 3. Juni. "Wir brauchen mehr bezahlbaren Wohnraum und eine Erhöhung des Regelsatzes bei den Sozialleistungen. "Die Beratung überschuldeter Personen spart auf lange Sicht mehr als sie kostet", sagte die Diakonie-Vorständin, das hätten Studien nachgewiesen.

Die Diakonie Bayern bietet nach eigenen Angaben in 35 Kommunen und Landkreisen eine kostenlose Beratung durch über 100 Schuldner- und Insolvenzberaterinnen und -berater an. Im Jahr 2021 hätten das Angebot insgesamt 13.400 Ratsuchende genutzt. Im Jahr 2020 waren es 12.280 und 2019 11.221.