Freising, Mühldorf (epd). Den zweiten Platz des Bayerischen Integrationspreises 2022 hat das Projekt "TAFF - Therapeutische Angebote für Flüchtlinge" der Diakonie Bayern belegt. An bayernweit zehn Standorten begleiteten Fachleute seit fünf Jahren traumatisierte und psychisch kranke Geflüchtete, unter anderem in Mühldorf am Inn, teilte das Diakonische Werk Traunstein mit. Im Zentrum der Arbeit stünden die Langzeitfolgen von Flucht, die oft erst zeitversetzt spürbar würden. "Zu den quälenden Erinnerungen, die sich dann häufig einstellen, gehören Gewalterfahrungen und Gräueltaten", sagten die Verantwortlichen. Der zweite Preis für das "TAFF"-Projekt ist mit 1.500 Euro dotiert.

Zu den Angeboten gehörten in Mühldorf neben der klassischen Beratung auch nicht-sprachliche Formate wie eine therapeutische Klettergruppe in Kooperation mit dem Alpenverein. "Körperbezogene Übungen sind intensiver und tiefergehender als Sprache", sagte der Psychologe Joachim Wetzky. Das Klettern biete eine gute Gelegenheit, Selbstwirksamkeit zu spüren, Vertrauen einzuüben und eigene Ängste zu überwinden.

Nahezu verdoppelt hat sich die Nachfrage nach therapeutischen Angeboten für Geflüchtete am Standort Freising. Seit Beginn des Ukraine-Kriegs sei das TAFF-Projekt "wichtiger denn je", betonte Diakonie-Vorständin Christina Binder. Viele der 1500 Ukraine-Flüchtlinge im Landkreis Freising seien extrem belastet.

Je länger der Krieg dauere, desto größer werde der Bedarf nach einer therapeutischen Behandlung, sagte Jan Drobniak, Leiter der Flüchtlingsberatung der Diakonie Freising. "Unsere Aufgabe wird dann sein, diese Menschen aufzufangen und die Zeit zu überbrücken, bis sie in psychotherapeutische Behandlung übermittelt werden können."