Nürnberg (epd). Der Einsatz von Zeitarbeitenden in Pflegeeinrichtungen bringt Pflegeheime an den Rand ihrer Existenz, warnen Vertreter der Diakonie Bayern. Diakonie-Vorständin Sandra Schuhmann sagte am Dienstag in Nürnberg, um die Versorgung von Bewohnern und Bewohnerinnen trotz Personalmangels sicherzustellen, seien Einrichtungen immer häufiger auf Zeitarbeitsfirmen angewiesen. Die von diesen abgerechneten Gehälter seien aber deutlich höher als die der regulären Beschäftigten.
Der Unterschied könne bis zu 1.000 Euro im Monat betragen. Zeitarbeitsfirmen würden von der Notsituation der Einrichtungen profitieren und die Personalknappheit massiv ausnutzen. Getragen werden müssten die Mehrkosten von den Einrichtungen. "Was ursprünglich als Zwischenlösung für gelegentliche Personalengpässe gedacht war, entwickelt sich immer mehr zur Regelpraxis", sagte Schuhmann und forderte, die Politik müsse regelnd eingreifen, beispielsweise durch die Einführung einer Bemessungsgrenze für die Forderungen der Zeitarbeitsfirmen.
Tobias Mähner, der beim Diakoniewerk Martha-Maria mit knapp 5.000 Mitarbeitenden für Recht und Personal zuständig ist, sagte, das Modell der Zeitarbeit habe ursprünglich dazu gedient, Menschen ohne eine feste Stelle wieder Arbeit zu verschaffen. "Jetzt werden dringend benötigte Kollegen und Kolleginnen mit Lockangeboten aus einer festen Beschäftigung in die Zeitarbeit geholt", kritisierte er und forderte, das Abwerben aus Mangelberufen müsste unterbunden werden.
Da Zeitarbeitsfirmen nicht an Tarife gebunden seien, könnten diese nicht nur deutlich bessere Gehälter zahlen, sondern auch die Arbeitsbedingungen für die entliehenen Mitarbeitenden diktieren, erläuterte Matthias Rechholz, Geschäftsführer mehrerer kleiner diakonischer Alteneinrichtungen in Nordbayern. Zeitarbeiterinnen und Zeitarbeiter könnten beispielsweise Nacht- und Wochenenddienst ablehnen oder würden zusätzliche Anreize wie etwa einen Dienstwagen erhalten." Damit könnten seine Einrichtungen nicht konkurrieren.