Nürnberg (epd). Arne Manzeschke, Professor für Ethik und Anthropologie an der Evangelischen Hochschule in Nürnberg, würde sich nicht von einem Roboter segnen lassen. "Ich sehe nicht, wo da der Segen liegt", sagte er bei der Diskussionsveranstaltung "Klartext - Glaube. Liebe. Hoffnung" der "Nürnberger Nachrichten" am Donnerstagabend im Deutschen Museum Nürnberg. Segen sei eine Geste aus dem menschlichen Bereich und wirke ähnlich wie eine Umarmung, "und das sehe ich hier überhaupt nicht". Er plädierte dafür, sich jenseits der aktuellen Faszination des Neuen auch grundlegend damit zu befassen, "was wir eigentlich machen, wenn wir technische Systeme für so etwas einsetzen".

Für den katholischen Fürther Dekan André Hermany gehören zum Segnen auch Worte, die über reine Bibelsprüche hinausgehen. "Wenn ich gesegnet werden will, will ich auch persönlich angesprochen werden", sagte er im Zukunftsmuseum, wo Besuchende einen Segensroboter ausprobieren können. Laura Krüger, Mitarbeiterin der Jungen Kirche LUX in Nürnberg, findet die Digitalisierung auch in der Kirche richtig und wichtig - aber vor allem, um mehr Zeit für den zwischenmenschlichen Bereich zu finden.

Der Nürnberger Pfarrer Matthias Halbig hält die evangelische Kirche grundsätzlich für technikaffin. Dies habe schon vor 500 Jahren die Reformation gezeigt, die ohne den neu aufgekommenen Buchdruck nicht hätte stattfinden können. Für Arne Manzeschke ermöglicht Technik neue Formen der Teilhabe, "aber es ist eine andere Form von Teilhabe und das sollte man nicht miteinander verwechseln", sagte er. Im Digitalen ergebe sich eine andere Form der Gemeinschaft, als wenn man mit Menschen zusammen in einem Raum ist. Wenn man Technik richtig nutzen wolle, müsse man sie außerdem verstehen und intelligent einsetzen, findet der Wissenschaftler.

Die Unterstützung durch künstliche Intelligenz beim Predigt schreiben sahen die Diskussionsteilnehmenden gemischt. Matthias Halbig will sich weder jetzt noch in Zukunft bei einer Predigt von ChatGPT unterstützen lassen. Eine Maschine könne auf existenzielle Fragen wie "Hast du Angst vor dem Sterben?" nicht aufrichtig antworten. "Und wenn sie lügt, brauche ich sie erst Recht nicht", sagte er. Laura Krüger hat sich bereits Impulse von ChatGPT geben lassen und diese Ideen genutzt, um sie weiter auszuarbeiten. Arne Manzeschke betonte, dass man sich fragen müsse, ob künstliche Intelligenz eine wirkliche Hilfe sei, wenn sie dabei helfe, etwas vorzuspielen, das man selbst nicht ist. Er sieht die Aufgabe der Kirche bei der Digitalisierung in Zukunft auch darin, zu reflektieren, welche Veränderungen es brauche und warum.

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