Bonn, Straubing (epd). Das Englmarisuchen in Sankt Englmar in Niederbayern und zwölf weitere Traditionen aus Brauchtum, Handwerk und darstellender Kunst finden Eingang in das Verzeichnis der Vereinten Nationen für das sogenannte immaterielle Kulturerbe. Das bundesweite Verzeichnis umfasst damit jetzt insgesamt 144 Formen gelebter Kultur in Deutschland, wie die deutsche Unesco-Kommission am Mittwoch in Bonn nach einer Entscheidung der Kultusministerkonferenz und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien mitteilte.

Das Englmarisuchen ist ein Schauspiel, dass alljährlich um Pfingsten in der Gemeinde Sankt Englmar stattfindet. Anlass ist die Legende von Tod und Auffindung des Einsiedlers und Ortspatrons Engelmar, erläutert die Unesco-Kommission. Das Brauchtum um die Englmari-Figur stammt aus dem 19. Jahrhundert. Für einen Teil der lokalen Bevölkerung der Gemeinde Sankt Englmar sei die Tradition ein fester Termin im Jahresverlauf, hieß es. Seit Jahren kümmerten sich Mitglieder des Heimat- und Volkstrachtenvereins etwa um die Gewänderausgabe oder das Kranzbinden. Das "Englmarisuchen" steht bereits seit 2020 im Bayerischen Landesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes, teilte das bayerische Heimatministerium mit.

Weitere Neueinträge auf der Unesco-Liste sind unter anderem das Bad Dürrenberger Brunnenfest, Bau und Nutzung des Spreewaldkahns, sowie die Gestaltung und Fertigung der Vorpommerschen Fischerteppiche. Hip-Hop-Kultur in Heidelberg und ihre Vernetzung in Deutschland, die sogenannte Knickpflege in Schleswig-Holstein sowie die Handweberei und die Kindergartenidee nach Friedrich Fröbel als kulturelle Form frühkindlicher Erziehung und Bildung sind ebenfalls auf die Unesco-Liste gekommen.

Die Unesco unterstützt seit 20 Jahren die Weitergabe, die Dokumentation und den Erhalt lebendiger Traditionen aus den Bereichen Tanz, Theater, Musik, Naturwissen, von Handwerkstechniken und mündlichen Überlieferungen. Deutschland gehört dem Unesco-Übereinkommen zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes seit zehn Jahren an. Das bundesweite Verzeichnis zeigt exemplarisch, welche lebendigen kulturellen Traditionen und Ausdrucksformen in Deutschland praktiziert und weitergegeben werden. Über Aufnahmen in das Verzeichnis wird regelmäßig in einem mehrstufigen Verfahren entschieden. Einzelne Elemente aus den nationalen Verzeichnissen der Vertragsstaaten können für eine von drei internationalen Unesco-Listen vorgeschlagen werden.

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