Nürnberg, Köln (epd). Von keiner anderen Person seiner Zeit existieren mehr Bilder als von Martin Luther (1483 bis 1546). Ein "Kritischer Katalog der Luther-Bildnisse" (KKL) ordne jetzt Werke aus der Zeit von 1519 bis 1530 ein, teilte das Germanische Nationalmuseum (GNM) am Mittwoch mit. Je bekannter und verehrter der Reformator wurde, umso mehr wuchs auch die Anzahl der Bilder von ihm. Besonders Lucas Cranach der Ältere prägte sein Bildnis in verschiedenen Epochen: als frommer Mönch, als Junker Jörg, als Reformator oder als Ehemann gemeinsam mit seiner Frau Katharina von Bora. Das Forschungsprojekt, in dem der Kritische Katalog der Luther-Bildnisse entstanden ist, stellt nun unter anderem fest, dass der Verdacht, Cranach habe Luther nachträglich aus dem Gedächtnis als jungen Mönch oder Junker Jörg gemalt, falsch war, erklärte die Sprecherin des GNM, Sonja Mißfeldt, dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Bildnisse wie "Luther als Junker Jörg" seien keine nachträgliche historische Inszenierung des Reformators aus späterer Zeit. Sie stammten aus den frühen Jahren der Reformation um 1522, stellte Daniel Görres vom Germanischen Nationalmuseum fest. Das untermauere die Bedeutung der frühen Bildnisse des Lucas Cranach des Älteren von Martin Luther.

Für das Forschungsprojekt wurden in den vergangenen vier Jahren 727 Werke untersucht. In dem interdisziplinären Projektteam arbeiteten Forscherinnen und Forscher des GNM, der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und der Technischen Hochschule Köln aus den Bereichen Kunstgeschichte, Kunsttechnologie, Reformationsgeschichte und digitale Mustererkennung zusammen. 641 druckgrafische Blätter und 86 Gemälde seien untersucht, digitalisiert, erschlossen und mit der Mustererkennung ausgewertet worden, hieß es. Hochauflösende Bilddateien von Gemälden wurden direkt verglichen. Mit sogenannten Infrarot-Reflektogrammen habe man den Werkprozess, Gemeinsamkeiten und Abweichungen zwischen einzelnen Werken nachvollziehen können.

Der entstandene Katalog ist online kostenlos abrufbar.