München (epd). Der frühere Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) ist mit dem Eugen-Biser-Preis ausgezeichnet worden. Müller habe "fundamentale christliche Werte in der Politik umgesetzt: globale Gerechtigkeit durch Möglichkeiten der Teilhabe auch und gerade von Menschen aus den sogenannten Entwicklungsländern", sagte Martin Thurner, Vorsitzender des Wissenschaftsrates der Eugen-Biser-Stiftung, laut Redemanuskript in seiner Preisbegründung am Montagabend in der Allerheiligen-Hofkirche in München. Der 67-jährige Müller ist seit 2021 Generaldirektor der United Nations Industrial Development Organization (UNIDO).

Im Sinne des katholischen Theologen und Religionsphilosophen Eugen Biser (1918-2014) sei "Christentum wesentlich und in einem ganz universalen Sinn nichts anderes als Entwicklungshilfe", sagte Thurner. Es gehe darum, konkret jene Bedingungen zu schaffen, die es dem Menschen möglich machten, selbstständig seine Potenziale zum Guten zu verwirklichen. In seinem politischen Wirken habe Müller gezeigt, dass dies bei ganz konkreten, körperlichen Bedürfnissen ansetzen muss, bei trinkbarem Wasser, menschenwürdigen Arbeitsbedingungen, wirtschaftlichen und politischen Teilhabemöglichkeiten", sagte Thurner.

Der ehemalige Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) sagte in seiner Laudatio, Müller habe, wie keiner seiner Vorgänger, Schwerpunkte und Akzente gesetzt. Er verwies unter anderem auf die von Müller gegründete Sonderinitiative "EineWelt ohne Hunger", auf die Verdoppelung der Mittel des Entwicklungsministeriums auf 12,5 Milliarden Euro sowie die Einführung verschiedener Siegel für fairen Handel und das Lieferkettengesetz. Müller habe in den vom Schicksal benachteiligten Menschen in anderen Kontinenten seine Schwestern und Brüder gesehen, die nicht nur Mitleid, sondern Solidarität und Hilfe zur Selbsthilfe verdienten, sagte Waigel.

Müller habe auch die Bedeutung der Religion für die wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklungspolitik erkannt, sagte der frühere Bamberger Erzbischof Ludwig Schick in seinem Grußwort. Wer Menschen zur Entwicklung anregen und sie in Entwicklungspläne einbeziehen wolle, müsse sie und ihre religiöse Einstellung kennen. Dies habe Müller gewusst und ernst genommen. Müllers Arbeit als Entwicklungsminister habe zu einem Neustart der Beziehung zu Afrika geführt, sagte der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU). Müller habe sich eindrucksvoll für eine global verantwortete Politik aus christlichen Wurzeln starkgemacht, sagte Herrmann.

Der Eugen-Biser-Preis der Eugen-Biser-Stiftung würdigt den Angaben nach "herausragende Persönlichkeiten des öffentlichen und akademischen Lebens", die sich im Sinne der Theologie Bisers um christliche Werte und einen auf Freiheit, Frieden und Toleranz gründenden Dialog mit anderen Religionen, Weltanschauungen und Kulturen verdient gemacht haben. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert und wird in unregelmäßigen Abständen verliehen. 2016 erhielt die frühere Zentralratspräsidentin der Juden, Charlotte Knobloch, den Preis, 2019 Herzog Franz von Bayern.

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