Eichstätt (epd). Kirchliche Jugendarbeit kann laut einer Studie wichtige Fähigkeiten für ein erfolgreiches Berufsleben vermitteln. Dies betreffe etwa Empathie, Organisationskompetenz oder Teamarbeit, wie die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) am Donnerstag mitteilte. Den allgemein belegten Zusammenhang, dass man bestimmte Kompetenzen nur in der Jugendarbeit lerne, habe die Religionspädagogin Simone Birkel nun für die kirchliche Jugendarbeit erforscht.

Für ihre qualitative Studie befragten die Forscherinnen sieben Führungskräfte aus Politik und Wirtschaft, wie ihre berufliche Praxis und ihr früheres Engagement in der katholischen Jugendverbandsarbeit zusammenhängen. Die Interviewten nannten zahlreiche Kompetenzen, die sie auf ihre Zeit in der kirchlichen Jugendarbeit zurückführen.

Häufiges Thema war die Kommunikationskompetenz: "In der kirchlichen Jugendarbeit muss man mit vielen unterschiedlichen Menschen reden und verhandeln", sagte Birkel - von Pfarrgemeinderatsvorsitzenden über politische Vertreter bis zum Bischof. Dadurch gewönnen junge Menschen Selbstsicherheit sowie Diskurs- und Argumentationsfähigkeit. Ähnliches gelte für Organisationskompetenz: Die Jugendlichen lernten, wie das System Kirche funktioniert, und könnten dieses Wissen auf andere Systeme übertragen. Ein Befragter habe gesagt: "Es ist egal, ob man ein Krippenspiel organisiert oder eine Impfstation aufbaut."

Prägend war laut der Wissenschaftlerin die Erfahrung von Partizipation. Die Befragten lebten heute nach eigenem Bekunden eine Führungskultur, die stark auf Beteiligung und Initiative setzt. Als relevant stuften sie auch soziale Kompetenzen wie Empathie, Wertschätzung und Teamarbeit ein. Zudem hätten sie gelernt, Verantwortung und Verpflichtungen zu übernehmen. Das aktive Wirken habe auch ihr Selbstvertrauen gestärkt und den Anstoß gegeben, heute Mitarbeitende zu unterstützen.

Die Interviewten äußerten laut der Professorin den Wunsch, "dass die kirchliche Jugendarbeit weiter unterstützt wird und die Jugendlichen von heute und morgen ebenfalls die Möglichkeit haben, sich so frei entfalten zu können". Kirche sollte ihre Räumlichkeiten für Jugendarbeit öffnen - dafür brauche es nicht viel Geld, nur Vertrauen: "Das ist aus meiner Sicht eine große Chance für die Kirche." Anders als etwa Sportvereine habe kirchliche Jugendarbeit dabei auch den expliziten Anspruch, politische Bildung zu leisten.

Für die exemplarische Studie, die Birkel gemeinsam mit ihrer ehemaligen Studentin Svenja Stumpf erstellt hat, wurden leitfadengestützte Interviews durchgeführt. Die Suche nach Interviewpartnern habe sich aufwendig gestaltet, hieß es. Ziel war es, Menschen mittleren Alters in Führungsverantwortung zu finden, die früher in der kirchlichen Jugendverbandsarbeit ebenfalls in führenden Positionen waren. Gelungen sei dies über Hinweise aus dem Bekanntenkreis.

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