München (epd). Der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) dringt auf eine umfassende Pflegereform. "Unabhängig von der Corona-Pandemie ist die Pflege die große gesellschaftliche Herausforderung der kommenden Jahre", teilte Holetschek am Sonntag mit und mahnte einen 360-Grad-Blick auf das Thema an. "Denn wir brauchen sowohl mehr gut qualifiziertes Personal als auch Versorgungsformen, die besser auf die Menschen zugeschnitten sind. Das Ganze muss zudem finanzierbar sein." Holetschek plädierte vor allem für eine Entlastung der Angehörigen von Pflegebedürftigen, eine pflegerische Vollkosten-Versicherung und die Förderung des Pflegepersonals.

Künftig solle es drei Budgets geben, die in der Höhe gestaffelt nach Pflegegrad in Anspruch genommen werden könnten, erläuterte Holetschek. Damit würden die Leistungen flexibler und einfacher handhabbar. Die Kosten der Behandlungspflege sollte die Pflegeversicherung in voller Höhe übernehmen - unabhängig von der Versorgungsform. Auch die Kosten der Ausbildung in der Langzeitpflege sollte künftig von der Pflegeversicherung übernommen werden. Bisher zahlten die Pflegebedürftigen für die Ausbildung.

Als Erleichterung für das Pflegepersonal plädiert Holetschek dafür, dass Zuschläge wie Überstunden oder Nacharbeit künftig stärker steuerlich begünstigt werden. Außerdem müsse der Beruf aufgewertet werden, etwa durch neue Aufgabengebiete, die den Pflegekräften mit ihren jeweiligen Kompetenzen gerecht werde. Als Beispiel nannte er die selbstständige Übernahme heilkundlicher Tätigkeiten etwa im Rahmen der Schmerzbehandlung. Außerdem müsse die ambulante Versorgung und Kurzzeitpflege weiter gestärkt werden, damit die Pflegebedürftigen in ihrem gewohnten Umfeld bleiben könnten.

"Es muss uns klar sein, dass die Ausgaben für Pflege aufgrund des demografischen Wandels in den nächsten Jahren deutlich steigen werden", sagte Holeteschek. Diese Entwicklung dürfe man nicht allein den Pflegebedürftigen über die Eigenanteile oder künftigen Generationen über Sozialversicherungsbeiträge aufbürden. Deshalb brauche es einen dauerhaften substantiellen Steuerzuschuss aus dem Bundeshaushalt.