Nürnberg (epd). Einen interaktiven Stadtplan mit dem Titel "Mekomot-Nuernberg.de" hat das Forum für jüdische Geschichte und Kultur in Nürnberg freigeschaltet. Die Website führe Nutzerinnen und Nutzer zu Orten des jüdischen Lebens und der jüdischen Geschichte und Kultur in Nürnberg, sagte der Initiator der Seite, der Historiker Alexander Schmidt, bei der Vorstellung des Projekts. In die Kapitel "Persönlichkeiten", "Unternehmen", "Einrichtungen der jüdischen Gemeinde", "Stiftungen" und "Weitere Orte" ist die Seite aufgeteilt. Die Besucher werden ausdrücklich aufgefordert, weitere Inhalte hinzuzufügen. Mit "Mekomot-Nürnberg" wolle man auch bei jüngeren Generationen Interesse am jüdischen Leben in Nürnberg wecken, sagte Schmidt. Mekomot ist das hebräische Wort für "Orte".

Auf der Grundlage einer Google-Maps-Karte führt der Stadtplan zum Beispiel zum Wohnhaus des Rabbiners Max Freudenthal (1868 bis 1937), der in der Synagoge am Hans-Sachs-Platz Predigten zu Albrecht Dürer oder Hans Sachs hielt. Wenigen bekannt sein dürfte auch Lucie Adelsberger (1895 bis 1971), eine Ärztin jüdischer Herkunft, die in Auschwitz zur Arbeit als Häftlingsärztin im "Zigeuner- und Frauenlager" von Birkenau gezwungen wurde. 1946 emigrierte Lucie Adelsberger in die USA und war dort in der Krebsforschung tätig.

Ein Punkt steht für den Gedenkstein, der an die von den Nationalsozialisten abgebrochene Synagoge am Hans-Sachs-Platz erinnert. Dass der erst 1971 eingeweiht wurde, habe auch daran gelegen, dass die Nürnberger Juden in den 1960-Jahren noch befürchteten, dass ein solcher Ort beschmiert werden würde, informiert der Text. An einem Punkt in der Münzgasse wird an einen ehemaligen jüdischen Friedhof erinnert, aber auch auf den Grabstein hingewiesen, der im neuen Mini-Museum "Tür und Stein" im Sebalder Pfarrhof ausgestellt ist.

"Inzwischen machen wir einiges sehr gut", meinte Schmidt auch mit Blick auf diesen Gedenkort im Pfarrhof. Der stehe für ein "Nürnberg, das seine jüdische Geschichte annimmt". Wie heterogen jüdisches Leben sei, zeige der interaktive Stadtplan aus religionsgeschichtlicher, wirtschaftsgeschichtlicher und sozialgeschichtlicher Sicht, sagte Nürnbergs Kulturbürgermeisterin Julia Lehner. Die Stadt, der Bezirk Mittelfranken und die Rudolf und Eberhard Bauer-Stiftung haben das Projekt mit rund 16.000 Euro gefördert. Zur Internetseite sind auch Video-Porträts jüdischer Bürgerinnen und Bürger entstanden, die auf YouTube zu sehen sind.