München (epd). Die Schriftstellerin Christine Wunnicke erhält für ihr Lebenswerk den Jean-Paul-Preis des Freistaats Bayern. Wunnicke sei "keine Stimme unter vielen - sie ist eine Stimme für sich", sagte Bayerns Kunstminister Markus Blume (CSU) am Freitag laut Mitteilung. Die Werke der gebürtigen Münchnerin seien "präzise, pointiert, so raffiniert wie elegant, ihr Ton lakonisch". Ihre Romane verbänden "in brillanter Weise" historische Tiefe mit literarischer Leichtigkeit. Der alle zwei Jahre vergebene Preis ist mit 20.000 Euro dotiert. In diesem Jahr wird er zum 22. Mal verliehen.

Die 1966 geborene Wunnicke lebt in München. Sie schreibt Hörspiele, biografische Literatur und Romane. Die Autorin hat sich zur Spezialistin für schmale, präzise gearbeitete und hintergründige Kurzromane entwickelt, in deren Zentrum historische Figuren stehen. 2002 erhielt sie für ihre Biografie des Kastratensängers Filippo Balatri "Die Nachtigall des Zaren" (2001) den Bayerischen Kunstförderpreis in der Sparte Literatur. Im Jahr 2020 wurde sie mit dem Münchner Literaturpreis für ihr Gesamtwerk ausgezeichnet. Wunnicke erhielt noch etliche weitere Auszeichnungen.

Die Jury bewertet Wunnicke als "Ausnahmegestalt in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur". Ihre Kunst der historischen Momentaufnahme, die sie zum kultur- und gesellschaftsgeschichtlichen Bild aufspanne, bestehe in einer "ebenso eleganten wie klaren Textökonomie": Ihre Erzählungen seien stets in eine Spannung aus Verknappung und verblüffendem Detail gesetzt, heißt es im Urteil der Jury. Ganz im Sinne Jean Pauls gehe dieser Preis an die Autorin eines "eigenständigen, widerspenstigen und phantastisch-fabulösen Werkes", hieß es abschließend.

Die Preisverleihung findet am 11. Juli im Markgräflichen Opernhaus Bayreuth statt. Unter den bisherigen Preisträgern waren Friedrich Dürrenmatt, Botho Strauß, Horst Bienek, Hermann Lenz, Günter de Bruyn, Brigitte Kronauer und Petra Morsbach.

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